«Der Dilettantismus hat zugenommen»

Matti Salminen über Reiz und Routine der «Zauberflöte», sinnlose Probenphasen und seine Sehnsucht nach Berlin.

Herr Salminen, können Sie noch über­blicken, wie viele Sarastros und Gurnemanze Sie im Verlauf Ihrer Karriere gesungen haben?
Da dürfte eine ganze Menge zusammenkommen. Seit ich diese Partien auf der Bühne singe, bin ich eigentlich jedes Jahr für einige Vorstellungen engagiert worden. Wobei der Gurnemanz ja erst ziemlich spät zu mir gestoßen ist. Und er wird natürlich auch nicht so oft verlangt wie Sarastro, den ich bis dato wohl so an die sechshundertmal gesungen habe.

Aus dem schlichten Grund, dass «Parsifal» von den meisten Häusern maximal zwei-, dreimal um die Osterzeit gegeben wird. Dass das Stück, wie vor ein paar Jahren in Zürich, elfmal in einer Saison auf dem Spielplan steht, ist ein Ausnahmefall.

Besteht nicht gerade in Paraderollen, die man vorwärts und rückwärts beherrscht, die Gefahr der Routine?
Eine gewisse Routine im handwerklichen Sinne, also die Erfahrung, auf die man nach langer Bühnenpraxis bauen kann, ist ja nicht schlecht. Aber die gesangliche und darstellerische Gestaltung darf natürlich nie zur Routine werden. Nur die Noten korrekt zu singen – das wäre nicht genug. Jeder Abend muss in der Wirkung, in der Ausstrahlung einzigartig sein. Das Publikum muss das ...

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Opernwelt März 2006
Rubrik: Interview, Seite 24
von Albrecht Thiemann

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