Orpheus Britannicus

Rosemary Joshua, Dorothee Mields und Mark Padmore widmen sich englischen Meisterwerken

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«Geistliches Lied» klingt zu harmlos, auch Thomas Browns Lobgedicht auf Purcells Beiträge zu den beiden 1688 und 1693 erschienenen Bänden der Harmonia Sacra trifft es nicht ganz: «Sweetness combin’d with majesty, prepares / To raise devotion with inspiring airs». Die überaus kunstvollen Kompositionen stehen den Bühnenwerken und Oden an Expressivität in nichts nach, das zeigen Rosemary Joshua und Les Talens Lyriques in ihrer Einspielung für Aparte (wesentlich introvertierter: die Aufnahme Paul McCreeshs mit Gabrieli Consort and Players).

In «Tell me, some pitying angel» etwa – der Text stammt von Nahum Tate, dem Librettisten von Dido and Aeneas – zeichnet Purcell die Sorge Marias um den zwölfjährigen Jesus nach, den sie erst nach drei Tagen Suche im Jerusalemer Tempel findet. Die Angst einer Mutter um ihr Kind, jeder Oper würdig. Joshua betont das nach Kräften, lässt ihren phonogenen Sopran mal blühen, mal sprudeln oder wehmütig verschleiern. Mit knisterndem Glanz begleiten Les Talens Lyriques, Christophe Rousset sorgt am Cembalo für ins­trumentale Einkehr.

Fastfood für die Ohren ist das freilich nicht: Ohne die sorgsame Dramaturgie der Affekte, die Dido and Aeneas so erfolgreich ...

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Opernwelt Januar 2013
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 17
von Wiebke Roloff

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