Oha!
Im Programmheft zur Aufführung von Dvořáks «Rusalka» am Theater an der Wien findet sich «Undine geht», Ingeborg Bachmanns empfindsam bekümmerte und doch so kämpferische Erzählung von der Not eines unbehausten Geschöpfs. Worte als Ausdruck tiefer Traurigkeit: «Ich habe keine Kinder von euch, weil ich keine Fragen gekannt habe, keine Forderung, keine Vorsicht, Absicht, keine Zukunft und nicht wusste, wie man Platz nimmt in einem anderen Leben ...
» Oder: «Ich habe keinen Unterhalt gebraucht, keine Beteuerung und Versicherung, nur Luft, Nachtluft, Küstenluft, Grenzluft, um immer wieder Atem holen zu können für neue Worte, neue Küsse, für ein unaufhörliches Geständnis ...» Schöner und wehmutsvoller hat sich dies kaum jemand von der Seele geschrieben. Wäre man dieser Poesie auch auf der Bühne begegnet ... Doch es ist eine ganz andere Stimmung, die Amélie Niemeyer in ihrer Inszenierung suggeriert: sachlich eher, cool, manchmal derb, dem heutigen Leben abgelauscht. Immer mit feministischem Touch. Und wohl kaum ohne Sigmund Freud denkbar.
Undinen, Nixen, Nymphen, uralte Figuren der Sehnsucht und der Verführung aus Märchen und Mythen – Mädchen, die sich erst im Jenseits den Schlaf aus ...
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Opernwelt November 2019
Rubrik: Panorama, Seite 55
von Gerhard Persché
Das Ende ist trostlos. Und hinreißend. Ummantelt von kaltem, grauen Beton, kauert Manon Lescaut zu Füßen jener vier riesigen Lettern, die ihr von Beginn an etwas versprachen, was sie nie zu halten vermochten: «LOVE». Wie vom Winde verweht ist diese Liebe, hinfort jede Hoffnung auf ein selbstbestimmtes Glück, das Dasein ein einziger großer Irrtum: Seit mehr als...
Wenn Theaterregisseurinnen oder -regisseure abends von den Proben müde ins Hotelbett fallen, dann flutscht die Hand gern zur Fernbedienung. Was sie da im TV zu sehen bekommen, hat zwar selten direkt mit Kunst zu tun, kann aber den Blick für das mediale Volksvermögen schärfen – und damit Kunst inspirieren. Dem russischen Opern- und Schauspielregisseur Timofey...
Wieso steht im Bauhaus-Jubiläumsjahr Paul Hindemiths «Cardillac» eigentlich nicht viel öfter auf den Spielplänen? Lediglich in Antwerpen gab es eine Neuproduktion. In Deutschland hat sich nur das Theater Hagen daran erinnert, dass die Uraufführung 1926 in die Blütezeit des Bauhauses fiel, als der Komponist enge Beziehungen zu der Bewegung pflegte. Tatsächlich ist...
