Murx den Nazi! Murx ihn! Murx ihn! Murx ihn! Murx ihn ab!
Das ganze Leben in nur 90 Minuten? Für Jürg Laederach, den ingeniös-versponnenen Schweizer Schriftsteller, war dies kein Problem. Man musste nur die Zeit richtig einteilen und Worte finden, mit denen sich die Existenz (und deren Brüchigkeit) auch in gedankenscharfen Miniaturen beschreiben ließe. Nachgerade in Vollendung gelang dies dem 2018 verstorbenen Sprachvirtuosen in seinem Roman «Das ganze Leben». Wobei auch das schon wieder eine heillose Übertreibung ist.
Es ging, wie in seinen anderen Prosa-Dichtungen, lediglich um einen winzigen Ausschnitt daraus, aber in diesem winzigen Ausschnitt lag eben auch schon wieder das, was Hegel einst als das Ganze beschrieben hatte – das Wahre.
Was aber genau dies Wahre sei, wusste Laederach nicht, so wie er ja auch in seinem orchestrierten Schreiben stets eher nach dem Klang der Worte, nach ihrem Verblassen forschte als nach deren (vorgeblich) allgemeiner Sinnhaftigkeit. Wenig Wunder, dass die seit Jahrzehnten verschweißte Künstlerinnen- und Künstlergemeinschaft rund um Christoph Marthaler, Anna Viebrock, Malte Ubenauf und ihr Ensemble für die Uraufführung an der Volksbühne Berlin mit dem wunderschönen Titel «Wachs oder Wirklichkeit» in ...
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Opernwelt Mai 2025
Rubrik: Magazin, Seite 82
von Jürgen Otten
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