Mittelmaß

Eine französische Dante-Oper und ein Werkporträt Félicien Davids

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Glaubt man dem Klappentext, zeigt sich Benjamin Godard in seiner Dante-Oper «auf dem Gipfel melodischer Inspiration und kompositorischer Meisterschaft, in einem Stil, der Gounod erneuert und den Vergleich mit Massenet nicht zu scheuen braucht». Das sah die zeitgenössische Kritik anders. Camille Bellaigue zeterte: «Ihr, die ihr in die Opéra-Comique eintretet, lasst alle Hoffnung fahren, alle Hoffnungen, etwas anderes zu sehen als Nippes: einen Dante als Pendelfigur und eine Beatrice aus Zuckerguss.»

Natürlich können sich Zeitgenossen irren.

Doch auch nach mehrmaligem Hören irritieren an dieser Oper aus dem Jahre 1890 die verkitschte Geschichte, die wenig profilierte Personencharakteristik und ein reichlich epigonaler Stil. Zwar «funktioniert» Godards melodramatische Musik mit ihrer ebenso effektsicheren wie massiven Instrumentation. Jede Geste scheint unter Starkstrom gesetzt. Doch gelangt die Partitur kaum über die Illustration der szenischen Kontraste hinaus. Vieles spricht dafür, dass in der dunkleren «Françoise de Rimini», in der Godards Lehrer Ambroise Thomas schon 1882 den leibhaftigen Dante hatte auftreten lassen, weit mehr an «melodischer Inspiration und kompositorischer ...

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Opernwelt Mai 2018
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 32
von Anselm Gerhard

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