Mit Löwenkräften

Rossini: Guillaume Tell
Palermo | Teatro Massimo

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Dieser dreieinhalb Tonnen schwere, entwurzelte Stamm: ein wahrhaft gewichtiges Symbol der Unterdrückung. Am Schluss schwebt das Ungetüm, von mächtigen Winden in die Höhe gewuchtet, gen Decke davon: Die Schweiz ist frei. Nach Palermo kam der Baum aus London, wo er in Damiano Michielettos provokanter «Guillaume Tell»-Inszenierung an Covent Garden seinen ersten Auftritt hatte – eine Produktion, die wegen einer Gruppen-Vergewaltigungsszene in England eine Empörungswelle lostrat (siehe OW 8/2015).

Das Publikum von Palermo ist historisch wohl anders aufgestellt als die Besucher der Royal Opera. Sexuelle Übergriffe auf die weiblichen Einwohner eroberter Gebiete? Nicht erst seit der Sizilianischen Vesper ein beliebter Zeitvertreib jeder Besatzungsmacht. Weiß man doch! Ein einsames «Bravi!» erhebt sich gegen vereinzelte Zwischenrufe à la «Schande!» und «Scheußlich!» – das war’s auch schon. Geradezu komisch (wahrscheinlich unfreiwillig) wirkt die Ähnlichkeit zwischen den Uniformen von Gesslers Offizieren und den italienischen Steuerfahndern, der «Guardia di Finanza». Auch allerlei Bizarres amüsiert. Warum zum Beispiel schickt Ruodi seine Couplets in die Stratosphäre, während er taumelnd und ...

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Opernwelt März 2018
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Carlo Vitali

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