Metamorphosen
Wie ein Meeresarm liegt er da, der Sankt-Lorenz-Strom, mehr als ein Kilometer sind es von Ufer zu Ufer. Ein erhabener Anblick. Und ein Gegenbild zu den monotonen Wald- und Agrarlandschaften, die der Highway von Montréal durchmisst. Erst auf dem Pont Pierre-Laporte wird uns so richtig bewusst, dass Québec am großen Wasser liegt: schon vor den Toren der Stadt ein dramatisches Schauspiel.
Und dagegen will der Regisseur Robert Lepage ankommen, wenn er ausgerechnet Wasser zum Thema seines Bühnenbilds für Kaija Saariahos Erfolgsoper «L’Amour de loin» macht?
Die Neuinszenierung im Grand Théâtre haben die Veranstalter als Höhepunkt ans Ende des zweiwöchigen Festival d’Opéra gesetzt. Zum fünften Mal lockt die Opéra de Québec Einheimische und Touristen mit einem bunten Sommerprogramm. Professionelle Opernaufführungen haben in Kanada noch keine echte Tradition. Die Kompanie in Québec zum Beispiel spielt erst seit 1985 regelmäßig. Jedes Jahr bringt sie zwei Produktionen auf die Bühne, meist Werke aus dem Kernrepertoire. Doch Grégoire Legendre trat seine Stelle als Künstlerischer Leiter 2003 mit weitreichenderen Ambitionen an. Eine Gelegenheit zur Umsetzung ergab sich, als 2008 das 400. ...
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Opernwelt September/Oktober 2015
Rubrik: Im Focus, Seite 32
von Carsten Niemann
«Alfred», die erste der elf Opern Dvoráks, ist ein Kuriosum. Überall hört man Wagner-Themen in dem gut zweistündigen Dreiakter aus den Jahren 1869/70. Und zwar meist in Situationen, zu denen sie nicht passen. Die gefangenen Briten werden zum Einzug der Wartburggäste herein- und mit dem hinkenden Beckmesser-Motiv wieder abgeführt. König Harald von Dänemark hält...
Händels Oratorium «Saul» hat seit jeher das Zeug zu bühnenwirksamem Musiktheater gehabt. Bei der Uraufführung im Londoner King’s Theatre 1739 konnte das Publikum neben dem Libretto von Charles Jennen auch szenische Anweisungen im Programmheft studieren. In Glyndebourne entführt Barrie Koskys Inszenierung der alttestamentarischen Fabel um Missgunst und Neid in eine...
I.
Ist er es? Sitzt er da wirklich wieder vor dem Weihenstephan? Dem Hotel nicht weit vom Bahnhof, in dem er, so erzählt man in Bayreuth, jedes Jahr zur Festspielzeit absteigt? Ja, er ist es wirklich. Ein wenig missmutig blinzelt René Kollo (77) in die Sonne. Diese Hitze! Den Rotwein hat er fast geleert, die Zigarre ist fast aufgeraucht. Nur noch eine Stunde bis...