Memento mori
«Das letzte Theater vor New York», so prangte es ebenso reißerisch wie augenzwinkernd auf der letztjährigen Spielzeitvorschau des Stadttheaters Bremerhaven. Intendant Ulrich Mokrusch weiß sein Haus zu verkaufen, und das mit einem Erfolg, der jetzt auch internationale Dimensionen annimmt.
Denn nahezu gleichzeitig mit der Nachricht von dessen Vertragsverlängerung (bis 2025) wurde bekanntgegeben, dass die im Juni 2018 in Bremerhaven gezeigte Kriminaloper «Der Untermieter» («The Lodger») von Phyllis Tate, kurz darauf im «Opernwelt»-Jahrbuch als «Wiederentdeckung der Saison» nominiert, nun auch für die gleiche Sparte der «International Opera Awards» vorgeschlagen worden ist. Für das kleine Theater im Norden eine große, aber auch eine verdiente Ehrung.
In seinem Bestreben, dem Publikum nicht nur Bekanntes zu bieten, präsentierte Mokrusch jetzt als Deutsche Erstaufführung William Bolcoms bereits 1992 an der Lyric Opera of Chicago aus der Taufe gehobene, aber erst 2016 nach Europa, ans Landestheater Linz, transferierte Western-Oper «McTeague» unter dem deutschen Titel «Gier nach Gold». Auch dies ein Stück, das man in Anbetracht der langen Jahre seiner Nichtbeachtung in unseren Breiten ...
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Opernwelt Mai 2019
Rubrik: Panorama, Seite 36
von Gerhart Asche
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