Mahlstrom
Keine Aneinanderreihung von «Duetten und cavatine usw. usw.» hatte Verdi mit «La forza del destino» im Sinn, sondern eine «Oper der Absichten». Wenn allerdings mit Anna Netrebko und Jonas Kaufmann die größten Stars der Szene antreten, können die Absichten schon mal untergehen. Aficionados sollen in London auf dem Schwarzmarkt mehrere tausend Pfund für eine Karte gezahlt haben. Wer solche Summen hinblättert, will den Abend auskosten. Mit viel Champagner. Und viel Zwischenapplaus.
In einem hohen Zimmer mit blätterndem Putz nimmt Christof Loy – Covent Garden zeigt seine Amsterdamer Inszenierung – überkommene Elite- und Ehrbegriffe aufs Korn, beleuchtet familiäre Traumata, kolonialgesellschaftlichen Kontext, religiösen Wahn (siehe OW 11/2017).
Netrebko singt die «Forza»-Leonora zum ersten Mal. Sie braucht eine Weile, um warm zu werden: Intonationstrübungen im ersten Akt. Leidvolles Aufbäumen und zwischen den Zähnen hervorgepresstes Piano wirken wie Affekte von der Stange. Im zweiten Akt dann findet sie mit «Madre, pietosa vergine» zu voller Form. In der Mittellage klingt ihr Spinto satt, in der Höhe kraftvoll, strömend. Butterweich lässt sie ihre Stimme in «La vergine degli Angeli» ...
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Opernwelt Mai 2019
Rubrik: Panorama, Seite 45
von Wiebke Roloff Halsey
Schon die Antike wusste es: «Wen die Götter lieben, der stirbt jung.» Sprich, wer auf dem Höhepunkt seines Ruhms stirbt, hat bessere Chancen, selbst in den Kreis der Götter und Heroen aufgenommen zu werden. Das gilt unter massenmedialen Bedingungen auch für den amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy, der nicht zuletzt aufgrund seiner Ermordung am 22. November...
Der Weg zu den Strahlen der Sonne führt über eine kleine Brücke. Ein Bächlein, forellenfrei vermutlich, fließt leise murmelnd darunter hinweg. Abendstimmung. In der Ferne erhebt sich die Silhouette eines gigantischen Rundbaus, der anmutet wie ein auf die Erde gestürzter, noch schnell geschliffener Meteorit, bewacht nur von winzigen Wolkenballen und einem...
Jubilare
Giorgio Zancanaro studierte in seiner Geburtsstadt Verona bei Maria Palanda und wurde 1969 beim Wettbewerb «Voci Verdiane» in Busseto entdeckt. Sein Debüt gab der Bariton ein Jahr später als Riccardo in Bellinis «I puritani» in Mantua. Daraufhin rissen sich die großen Opernhäuser Italiens um ihn. Zancanaro gelang es, u. a. als Giorgio Germont in «La...
