Luxuriös fehlbesetzt

London, Royal Opera House Covent Garden, Verdi: Un ballo in maschera

Covent Gardens neuer «Ballo in maschera» ist eine Mogelpackung. Oder, netter gesagt, ein gescheitertes Experiment. Auf dem Papier liest sich das noch viel versprechend, allerdings auch da nur auf den ersten Blick. Die Hauptpartien sind mit Karita Mattila, Marcelo Alvarez und Thomas Hampson luxuriös besetzt, alle drei geben ihr Rollendebüt. Und alle drei wären besser beraten gewesen, gerade diese Rollen nicht zu singen.
Alvarez liefert eine light-Version des Riccardo, die Partie ist zu schwer, zu dramatisch für ihn.

Natürlich kommt er durch, natürlich geht das ohne Peinlichkeiten, und – denken wir nicht an bedeutende Interpreten dieser Figur – schlägt er sich achtbar. Doch ist es, als ob sich Belmonte plötzlich am Siegmund versuchte. Ein bisschen. Dabei liegt Alvarez mit seinem Drang zu dramatischeren Partien ganz im Trend: Auch Rolando Villazon, Ramon Vargas, Marcello Giordano arbeiten fleißig daran, die Fixierung aufs Lyrische loszuwerden und sich schwerere Töne auf die Stimmbänder zu legen. Mit unüberhörbaren gar nicht schönen Folgen.
Thomas Hampson macht große Kunst als Renato, das heißt, eigentlich macht er zu viel Kunst. Er spielt mit dem Text wie keiner an diesem Abend, ...

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Opernwelt Juni 2005
Rubrik: panorama, Seite 43
von Jochen Breiholz

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