
Händel: «Ottone», Max Emanuel Cencic (Ottone), Lauren Snouffer (Teofane), Pavel Kudinov (Emireno), Ann Hallenberg (Gismonda), Xavier Sabata (Adelberto), Anna Starushkevych (Matilda); Il Pomo d'Oro, George Petrou; Decca 483 1814 (3CDs); AD: 2016
Lehrstück und Seelendrama
Die Liste der bemerkenswerten Händel-Einspielungen wächst, die Repertoirelücken füllen sich langsam. Dafür sorgen nun auch die Neuaufnahmen von «Ottone», dem Erfolgsstück aus Händels erster Londoner Academy 1723, und «Il trionfo del Tempo e del Disinganno». Vom «Trionfo» gibt es im Handel zwar gut ein halbes Dutzend CD-Aufnahmen, aber mit der Neuproduktion vom Festival in Aix-en-Provence liegt das Werk, das der junge Händel 1707 während seines Romaufenthalts komponierte, nun auch in einer attraktiven szenischen Fassung vor.
Selbstverständlich ist das kaum, handelt es sich dabei doch nicht um eine handlungsträchtige alttestamentarische Erzählung wie bei den späteren englischen Oratorien, sondern um eine diskursiv angelegte barocke Allegorie. Das Libretto von Kardinal Benedetto Pamphilj, einem der römischen Mäzene Händels, diskutiert das Verhalten des Menschen angesichts der Vergänglichkeit, seinen Weg zum Glauben. Die Schönheit (Bellezza) ist hin- und hergerissen zwischen den Verlockungen des Vergnügens (Piacere) und dem grausamen Zahn der Zeit (Tempo). Die Figur der Enttäuschung (Disinganno) bekräftigt den Vanitas-Gedanken mit desillusionierenden Kommentaren. Händel hat das ...
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Opernwelt Dezember 2017
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 25
von Max Nyffeler
Bei Titeln wie «Lieder im Volkston» mag man sich an ein Wort – oder: eine Warnung – von Bertolt Brecht erinnern: «Das Volk ist nicht tümlich.» Sollte Brecht das Volk ... überschätzt haben? Unter dem Titel «Im Volkston» veröffentlichte der Berliner Verlag Anfang des vorigen Jahrhunderts drei Sammlungen von «komponierten Volksliedern» – eigentlich eine contradictio...
Ein gutes Foto, sagt Werner Kmetitsch, kann jeder schießen, auch in der Oper. «Das ist mit der heutigen Technik kein Problem mehr.» Aber eine komplette Produktion zu fotografieren, Szene für Szene, stets verlässlich auf demselben hohen Niveau – das mache den Unterschied zwischen Hobby- und Profifotografen aus. Und Profi wollte Werner Kmetitsch eigentlich nie...
JUBILARE
Jiří Kout wurde 1937 in Novedvory bei Prag geboren. Er studierte am dortigen Konservatorium Orgel und Orchesterleitung, gewann die Internationalen Dirigentenwettbewerbe von Besançon (1965) und Brüssel (1969). Danach war er zunächst an der Pilsener Oper tätig, ehe er 1969 als Kapellmeister ans Nationaltheater nach Prag ging. Mit dem Orchester unternahm er...