Kreisch, seufz, jauchz, peng!

Ingo Metzmacher und Peter Stein präsentieren Schostakowitschs «Nase» in Zürich als Mischung aus Groteske, Comic und Maschinentheater

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Man traut seinen Ohren nicht. Als hätte man nicht schon immer die selbstbewusste Kraft und radikale Originalität von Schostakowitschs Gogol-Adaption «Die Nase» (Lenin­grad/St. Petersburg, 1930) geschätzt, nicht schon immer registriert, um wie viel «moderner» sie ist als vieles andere, das seither seine Avantgarde-Kanten eingebüßt hat. Was Ingo Metzmacher da mit dem erneut exzellenten Zürcher Opernorchester zuschliff, hat auch für uns Heutige noch genug Aufsässigkeit, Mutwillen, Ätzendes. Damals muss es tollkühn gewirkt haben.



Diese Musik keift, kräht, kiekst und kobolzt. Sie hüpft, plärrt, flitzt und jauchzt. Sie schnattert, überschreit sich, tobt und faucht. Sie gellt, galoppiert, walzt und gestikuliert. Sie hetzt sich ab, quietscht, schnarcht und räuspert sich. Aber die Musik zu der beinahe tragischen, tief pessimistischen Burleske trauert auch. Sie jammert und flennt mit dem malträtierten Helden der ersten Oper des gerade 22-jährigen Komponisten. Und wir schmunzeln immer noch über ihren grotesken Witz, wenn eine freche Polka über Stock und Stein rumpelt, ein keck-komischer Galopp den Flirt mit der Banalität wagt und ohne Pause in die fromme Sphäre des russisch-orthodoxen ...

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Opernwelt November 2011
Rubrik: Im Focus, Seite 20
von Heinz W. Koch

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