K(r)ampf der Diven

Bescheidenheit ist eine Zier, ohne die Münchens Staatsopernchef Nikolaus Bachler gut auskommt. Der Konflikt mit Edita Gruberova und andere Vorfälle zeigen, wie es um seine Kommunikationsfähigkeit bestellt ist. Ein Kommentar

Irgendwann wurde es der Primadonna zu bunt, und das slawische Temperament siegte über die Diplomatie. «Nichts als Lügen» überschrieb Edita Gruberova ihre Presseerklärung. Keine Rede könne davon sein, dass sie Verträge für 2015 unterschrieben habe – auch wenn der Intendant dies wider besseres Wissen öffentlich behauptete. Es bleibe bei ihrer schon Wochen zuvor verbreiteten Entscheidung, schäumte sie: Im Juli 2014 ist Schluss mit der Bayerischen Staatsoper, mit einer finalen Lucrezia Borgia.

Was die Assoluta bis aufs Blut reizt, ist die Praxis Nikolaus Bachlers.

Immer weniger Anfragen adressierte er an die Assoluta. Und als ihr zu Ohren kam, «Norma» und «Roberto Devereux» würden umbesetzt (den Donizetti-Fall hat Bachler inzwischen dementiert), beschloss die Gruberova: Dann gehe sie eben von selbst. Dass die 65-Jährige nicht ewig weitersingt, weiß sie. Doch wie der überschaubare Karriereherbst in München gestaltet werden könnte, das hätte sie gern persönlich mit Bachler geklärt. Immerhin war sie im Herbst 2011 für die Japan-Reise noch gut genug. Es war nicht zuletzt die Zusage Edita Gruberovas für dreimal «Roberto Devereux», die das gefährdete Gastspiel der Bayerischen Staatsoper ...

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Opernwelt Mai 2012
Rubrik: Magazin, Seite 62
von Markus Thiel

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