Kopfkino
Die Tonart verheißt nichts Gutes: d-Moll, das klingt nach grimmig-versteinertem Komtur, nach Verderben, nach Tod. Aber genau darum geht es in diesem allegro assai moderato zu Beginn des zweiten Akts, das mit heftigen Oktavschlägen im Orchester einsetzt, zwischendurch beklemmend in die Stille hineinatmet und dann in den Celli jene schmerzensreiche pianissimo-Kantilene aus dem Graben heraufsteigen sieht, die wenig später Normas Andante «Teneri, teneri, figli» untermalen wird.
Con dolore wünscht sie sich der Komponist, und das ist fast zu wenig, um diesen Medea-Moment zu beschreiben: eine Mutter, die, von Furien gefesselt, ihre Kinder umbringen will. Den Dolch hält Hrachuhi Bassenz schon drohend umklammert. Doch sie hadert. Hebt die Hand nochmals. Und lässt sie, in einem fassunglosen Schrei, erneut sinken.
Katrin Nottrodts Bühne in Oslo, eine abgeschrägte, beharrlich um sich selbst kreisende Installation aus Metall und Holz, wirkt nun plötzlich fokussiert. Wir blicken in einen grün gestrichenen, sich nach hinten verjüngenden Kasten, das Schlafzimmer der Kinder. Fast gewinnt man den Eindruck, die armenische Sopranistin wäre dankbar für diese Zuspitzung. Plötzlich strömt ihre Stimme, ...
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Opernwelt März 2018
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Jürgen Otten
Die drei Rheintöchter schwingen an Lianen über die Bühne, nackt sehen sie aus, ihre goldblonden Locken-Mähnen wehen im Wind. Am Rande steht der zottelige Satyr Alberich, geifernder Lüstling. Er will eine haben, allzeit bereit mit dauererigiertem Glied. Die Liebe bleibt ihm verwehrt, aber die güldenen Haare, die raubt er. Das war es mit der Natur, mit der Unschuld,...
JUBILARE
Rachel Yakar kam in Lyon zur Welt. Nach einer Ausbildung zur Kostüm- und Modezeichnerin studierte sie am Conservatoire de Paris, wo sie drei Erste Preise gewann, später nahm sie Gesangsunterricht bei Germaine Lubin und Francesco Carrino. 1963 debütierte die Sopranistin als Frasquita in Bizets «Carmen» an der Opéra national du Rhin in Strasbourg. Ab 1964...
Unweit des Tiefurter Schlosses steht es, weithin unbeachtet. Ein Denkmal für Wolfgang Amadé Mozart, errichtet vom Schweizer Johann Heinrich Meyer. Im eigentlichen Sinne aber ist es kein Denkmal, weil es denjenigen, dem es huldigen will, gar nicht zeigt. Auf dem Sockel, den die Inschrift «Mozart und den Musen» ziert, sieht man lediglich eine Lyra, Symbol für Apollon...