Konturenarm
Der Blick fällt in eine weite Halle, deren Tiefe sich ins Endlose zu erstrecken scheint. Feldbetten, eine Waschgelegenheit, Tische, Bänke und vor allem: zahllose gleichförmige Lampen, deren geometrisch ausgerichtete Reihen die großen Raumdimensionen noch unterstreichen. Allein diese Verhältnisse deuten schon auf die Monotonie des Alltags. Pierre Strosser verzichtet darauf, diesen Einheitsraum umzuordnen.
Es ist gerade die Perspektivlosigkeit, das ständige Einerlei der Umgebung, in der sich die Gefangenen meist langsam und ziellos bewegen, die Szene und Personenführung zum Ausdruck bringen will. In Janáˇceks dramatischem Konzept spielt das Nebeneinander von Masse und Individuum, von Choreinwürfen und großen Soli eine zentrale Rolle. Bloß das individuelle Schicksal, die Geschichte des Einzelnen relativiert die Masse. Jeder Täter lebt eben mit seinem eigenen Verhängnis, jede Tat, die mit Lagerhaft bestraft wurde, hatte ihre Hintergründe, ihr soziales Umfeld. Aber gerade hier scheitert Strossers Umsetzung, weil er die Fokussierung auf diese individuellen Geschichten, die die eigentliche Substanz des Werkes bilden, vernachlässigt. Die großen Lebensbeichten Skuratovs und ˇSiˇskovs ...
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Unser Bild von russischen Sängern ist vor allem von Schaljapin geprägt sowie von den rauen Kraftkehlen aller Stimmlagen, die – seit der Wende verstärkt – die westeuropäischen Bühnen erobern. Dass vor allem Petersburg bis zur Revolution eine Hochburg des Belcanto war, in der sich die italienischen Stars die Klinke in die Hand gaben und die einheimischen Künstler im...