Kontinent Charpentier
Marc-Antoine Charpentier zählt zu jenen Komponisten des französischen Frühbarocks, deren Werke nach dem Tod ihres Schöpfers ein tristes Schattendasein fristeten. Während sich etwa die Opern Jean-Philippe Rameaus einer zunehmenden Beliebtheit auch bei deutschsprachigen Häusern erfreuten, ließ man Charpentier gleichsam am langen Arm verhungern und nahm sich höchstens hier und da seiner Tragédie en musique «Médée» an.
Doch schon ein Meisterwerk wie die Tragédie biblique «David et Jonathas», die erkennbar und radikal mit Lullys «höfischer» Ästhetik bricht, um zu neuen (weit geschmeidiger gegürteten) Ufern aufzubrechen, fand sich nur sehr selten in den Spielplänen. Noch schlimmer erging es der Oper «La descente d’Orphée aux Enfers» (1787/88); weder konnte man deren Librettisten bestimmen, noch ließ sich verifizieren, ob Charpentier dieses Werk überhaupt als vollendet erachtete.
In der jüngeren Vergangenheit hat sich zum Glück einiges an diesem betrüblichen Zustand fehlender Wertschätzung geändert, wozu nicht zuletzt Neueinspielungen der Opern dieses genialischen Komponisten beitrugen. Das französische Label Harmonia Mundi hat sich nun an diesen Zug angehängt und eine retrospektive ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Februar 2024
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 24
von Jan Verheyen
Die Schwarzweiß-Fotografie im Programmheft zeigt eine hübsche junge Frau, Frisur und Kleidung ganz im Stil der frühen 1940-er Jahre. Sie lächelt jugendlich-frisch, leicht verlegen in die Kamera, und es fällt schwer zu begreifen, dass sie nur wenige Jahre nach der Aufnahme nicht mehr leben durfte – in den Tod getrieben von Nazi-Deutschland und seinen französischen...
Puccinis «Tosca» firmiert in der italienischen Kapitale unter dem Rubrum «Lokaloper». Ein Wunder ist dies nicht, Handlungsorte und auch das Haus, in dem das Werk aus der Taufe gehoben wurde (das Teatro Costanzi), befinden sich allesamt in Roms Altstadt. Adolf Hohensteins Bühnenbilder und Kostüme für die Uraufführung anno 1900 leben in den zahlreichen...
Vielbegabt
Sie war definitiv eine Frau mit vielen Talenten. Sie schrieb, sie malte, und eines Tages fasste sie den Entschluss, Komponistin zu werden. Als solche hat Louise-Angélique Bertin vier Opern hinterlassen. Die wohl bekannteste darunter, ihr «Fausto», wird nun am Theater Essen in einer Inszenierung von Tatjana Gürbaca gezeigt. Wir sind dabei
Experimentell
...