Königstreffen
Irgendwann treibt es sie fast alle dahin, die im deutsch-lyrischen Fach sozialisierten Taminos und Belmontes. Als ob der Lohengrin eine natürliche Karrierefolge wäre, so trudeln früh die Angebote ein für den angeblich «italienischsten» aller Wagner-Helden. Daniel Behle hat den Gralsritter seit einiger Zeit im Repertoire und ihn zuletzt in Amsterdam (sehr gut) gesungen. Doch diesen Tenor treibt es weiter. Auf seiner 19. Solo-CD ist er erstmals als Tannhäuser zu erleben, mit der «Rom-Erzählung». Zehn Minuten Introspektion, alles ungewohnt zurückgenommen, intim und filigran.
Das Dokument eines zutiefst Zerknirschten, keines schwermetalligen Egomanen.
Das mag auch irritieren. Doch zugleich ist es das Dokument eines intelligenten Stimmbesitzers: Behle holt den Tannhäuser zu sich heran, versucht sich nicht, forcierend nach ihm zu strecken. Demnächst wird er die Partie auch auf der Bühne, nein: nicht stemmen, sondern tatsächlich gestalten, so viel darf nach diesem ersten Eindruck erwartet werden. Seine lyrische Vergangenheit (und Gegenwart!) spielt Behle in Lohengrins klug dosierter «Gralserzählung», vor allem in Stolzings Preislied aus. Und wer nun denkt, die Scheibe werde zum plumpen ...
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Opernwelt März 2024
Rubrik: Medien, Seite 24
von Markus Thiel
Zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn ist der Bismarckplatz neben dem Theater unerreichbar, zumindest für Autofahrer. Derbe Protestrufe, Transparente, Polizei, einmal fahren Blaulicht-Busse durch die angrenzende Fußgängerzone. Für Regensburg sind drei Demonstrationen eine harte Nuss. Der Mittelstand verschafft sich Gehör und stänkert gegen die Ampelkoalition. Vor...
Er war einer der größten Sänger des 20. Jahrhunderts und ist doch kaum bekannt – der 2016 verstorbene US-Amerikaner Russell Oberlin. 1959 nahm er ein Recital mit Händel-Arien auf, das zweifelsohne zu den Glanzlichtern des Barockgesangs gehört. Darunter befindet sich auch die Arie «Ombra cara di mia sposa», in der Radamisto den vermeintlichen Tod seiner Frau Zenobia...
Der Dichter singt, singt in höchsten und in tiefsten Tönen, wort- wie bildmächtig, am Rande des Erlaubten und in einem Rhythmus, der per se alle Bedenken, sollten sie überhaupt bestehen, vom Tische fegt. «O seiden Härelein! O Rosen Wängelein! Corallen Lippelein! O Perlen Zänelein! O Honig Züngelein! O Perlemutter Oehrelein! O helffenbeinen Hälßelein! O Pomerantzen...