Kleiner grüner Baum mit Teufel
Verdis Oper «La forza del destino» dreht sich um die tragische Liebe zwischen Leonora und Don Alvaro. Die verbindende Liebe zwischen beiden erfährt massive Beeinträchtigungen: durch die Konflikte zwischen den jeweiligen Familien und durch gesellschaftliche Vorurteile. Am 1. April war die Premiere dieser Oper am Staatstheater Kassel.
Der österreichische Regisseur Valentin Schwarz verfolgt einen zeitlosen Ansatz und konzentriert sich auf die psychologischen Aspekte der Handlung. Das Bühnenbild ist geprägt durch seine Einfachheit.
Eine helle und tiefe Optik prägt den fast leeren Raum, während die Beleuchtung es vor allem auf Nebelstimmungen abgesehen hat. Schwarz verstärkt diese Abstraktion zusätzlich durch diverse Inszenierungselemente – beispielsweise mittels eines mit Lichtstäben ausgestatteten Gitters. Außerdem gibt es projizierte Reproduktionen von Kunstwerken aus Hochgotik und Renaissance. In der Mitte der Bühne hängt in großen Lettern das Schicksalswort in Frakturschrift, während ein kleiner grüner Baum mit einem Teufel daran zu sehen ist.
Bereits auf den ersten Blick fällt Leonora auf, verkörpert durch Luisa Tambaro. Ihr schwarzes Kleid hebt sich deutlich vom weißen Raum ...
Cezare in Germania
Cezar Harb wurde in Syrien geboren, ist 24 Jahre alt und Student des Studiengangs «Kunst, Musik und Medien» an der Universität Marburg. (Hier haben wir ihn auch kennengelernt). «Trotz» seines syrischen Hintergrundes spielt klassische Musik, insbesondere Musiktheater in Cezars Leben eine große Rolle, denn seine geliebte Tante Ghada ist die mit Abstand bekannteste Königin der Nacht Syriens. Im Alter von 14 Jahren hörte er sie zum ersten Mal im Opernhaus Damaskus. Seit Januar 2023 berichtet Harb in unregelmäßigen Abständen über Opern-Inszenierungen in Frankfurt, Wiesbaden, Kassel und Gießen. Dabei ist er völlig frei, auch über aus seiner kulturellen Sicht Verstörendes über «unser» Regietheater zu schreiben.
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Opernwelt Mai 2023
Rubrik: Magazin, Seite 86
von Cezar Harb
Orpheus leidet mächtig. Der Styx besudelt ihn aus drei Eimern mit Wasser, Erde und Blut. Eurydike erweist sich als ebenso zickig wie begriffsstutzig, während Amor sein Vexierspiel treibt und das Liebespaar zurückpfeift, wenn ihm etwas nicht passt. Dieser schelmische Cupido bedient sich tatsächlich einer Trillerpfeife, mit der er auch gern die Musik zerschneidet....
Der Furor einer künstlerischen Aussage: Wann greift er uns noch wirklich an? Beim diesjährigen «Opera Forward Festival» in Amsterdam waren es gleich zwei von drei Abenden, die, im existenziellen Sinne, als Appell (mit Dorn), tief bewegten – hinreißend, hirnzerreißend.
Vor dem Eisernen Vorhang im Opernhaus spielt das Ein-Frau-Stück «Perle Noire: Meditations for...
Stellen wir (uns) vor: drei Gefühlskraftwerke, erbaut von ein und demselben Architekten. Jedes davon ein Kleinod, schimmernd und schillernd, jedoch in unterschiedlichen Farben – mal burlesk-parodistisch, mal surreal-mystisch verschattet, mal abgrundtief düster. Die Frage ist nur: Verbindet ein unterirdischer Gang die drei unterschiedlich temperierten Einakter von...