Kein Licht, nirgends
Die Landschaft, die Seelen – beide gleichermaßen verrottet und im Absterben, nur dürftig übertüncht mit buntfleckigen Erinnerungen einer vorgeblich besseren Vergangenheit: Lorenzo Fioronis Leipziger «Pique Dame»-Inszenierung entwirft eine böse Dystopie, in der nicht einmal mehr die stramm gedrillten Kinderscharen Anlass zur Hoffnung geben. Der Blick des Schweizer Regisseurs auf Tschaikowskys vorletzte Oper ist dabei viel eher atmosphärisch als soziologisch bestimmt, was dank seines prächtig kooperierenden Ausstattungsteams ein hohes Potenzial an Suggestionskraft verbürgt.
Katharina Gault hat Kostümzitate mehrerer Epochen und ziemlich viele, oft auch dissonierende Farbkreise in einer großen Collage zusammengeschnitten. Es entsteht eine Art kribbelnde Orientierungslosigkeit, wie sie einem ebenso – ins abgründig Düstere gewendet – aus Sebastian Hannaks Bühnenbildern (von Sebastian Alphons stimmungsvertiefend ausgeleuchtet) entgegentritt: braunschwarze, manchmal aschig überhauchte Lavafluten, in Unfruchtbarkeit erstarrt wie die in ihnen wurzelnden, nicht mehr tragenden und höchsten noch als Ersatz-Grabkreuze taugenden Weinstöcke. Manchmal verschieben sich ihre Schichtungen ...
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Opernwelt Juli 2025
Rubrik: Im Focus, Seite 28
von Gerald Felber
ML = Musikalische Leitung I = Inszenierung B = Bühnenbild K = Kostüme C = Chor S = Solisten P = Premiere UA = Uraufführung
DEUTSCHLAND
Aachen
Theater Aachen
www.theateraachen.de
- Verdi, Ernani: 5., 8.
Angermünde/Prenzlau
Uckeroper
www.uckeroper.de
- Charpentier, David et Jonathas: 4., 6., 12. (Angermünde), 18., 20. (Prenzlau)
Annaberg-Buchholz
...
Zweifellos gibt es mehr vergessene als bekannte Meisterwerke, das ist keine Neuigkeit. Saison für Saison erleben wir auf Bühnen und Tonträgern erstaunliche Wiederentdeckungen, die einen begeistern, verwundern und gelegentlich auch konsternieren: Wie etwa konnte Antonio Smareglias «Nozze Istriane» unter unserem Radar durchrutschen? Eigentlich hätten die Antennen...
Aktueller kann Oper kaum sein: Vor gerade mal einem halben Jahr erschien die deutsche Übersetzung von Colum MacCanns «American Mother», und bereits Ende Mai kam die Uraufführung der gleichnamigen Oper im Hagener Theater heraus. Das Libretto schrieb der hochdekorierte, in Irland geborene und in New York lebende Buchautor selbst für die britische Komponistin...
