Annemarie Kremer (Salome) und Brian Davis (Jochanaan); Foto: Thomas M. Jauk
Karg konzentriert
Weniger ist für ihn mehr. Das hat Regisseur Ingo Kerkhof in Hannover mehrfach bewiesen. Zusammen mit seiner Bühnenbildnerin Anne Neuser holte er hier «Eugen Onegin» aus dem Russlandbilderbuch, stellte den «Figaro» in einen Theaterprobenraum und spiegelte bei «Ariadne auf Naxos» diese Spiel-im-Spielweise nochmals.
Dass es jetzt für «Salome» weder Palast noch Zisterne gab, überrascht demnach kaum. Nur das wesentliche Requisit fehlt nicht: der Kopf des Jochanaan.
Zum Schluss erfolgt zwar der Schuldspruch; dessen Vollstreckung aber dürfte unwahrscheinlich sein: Salome, von Annemarie Kremer mit großer Präsenz verkörpert, entschwindet durch eben jenen weißen Perlenvorhang, durch den sie zu Beginn den Schauplatz betreten hatte.
Wenn zu Beginn der verliebte Narraboth (eindringlich: Simon Bode) und der besorgte Page (konturiert: Hanna Larissa Naujoks) ihren Dialog vom 1. Rang aus führen, erinnert das zwar an Benedikt von Peters Distanzierungsgestus, unterstreicht aber mehr den voyeuristischen Blick, den beide (und wir alle) auf Salome haben. Sie steht denn auch ganz und gar im Mittelpunkt: Alles dreht sich um sie. Das weiß sie, das will sie. Alle(s) könnte sie haben, nur einen eben ...
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Opernwelt Januar 2018
Rubrik: Panorama, Seite 41
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