Kabale und Liebe

Verdi: Un ballo in maschera
Weimar | Deutsches Nationalheater

Eva-Maria Höckmayr scheint eine Vorliebe für Bühnentote zu haben. Wie schon in ihrer Berliner «Poppea» liegt die Leiche im Halbfeld links; irgendjemand hat ihre Umrisse auf den Boden gemalt. Doch wie es das Wunder will und ebenso die Musik, erhebt sich, kaum ist aus dem Off der unheilvolle Schuss gefallen, der arme Riccardo, während im Graben sein und Amelias Thema erklingt, jene sehnsuchtsreiche, punktiert erst aufsteigende, dann chromatisch herabsinkende Kantilene, die beides enthält: das Leben und den Tod.

Und weil die Regisseurin Verdis «Un ballo in maschera» genauestens studiert hat, gleiten in diesen viereinhalb Minuten auch die Frauen und Männer des Weimarer Opernchors sowie einige Studenten der Hochschule für Musik Franz Liszt auf die lamellengesäumte, leere Bühne von Volker Thiele: Verbündete in pastoralem Dur, Verschwörer in trübem Moll.

Die Masse als singende Macht. In getragenen Vierteln die Getreuen, in tapsenden Staccato-Achteln die von Samuel (ein schwarz-sinistrer Bass: Daeyoung Kim) und Tom (ein luftiger Tenor: Andreas Koch) angeführten Gegner. Was sie verbindet, ist die Maskierung. Keiner zeigt sein wahres Gesicht. Auch Oscar nicht, der hier erkennbar eine – ...

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Opernwelt Juli 2018
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Jürgen Otten

Vergriffen
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