Irrungen, Wirrungen
Entgegen der Erwartung lässt Regisseur Julien Chavaz Alices Reise durch das Wunderland (hier könnte das Stück auch «Alices Reise durch die bunt-psychedelische Wunderwelt» heißen) im Orchestergraben neben Dirigent Jérôme Kuhn beginnen.
In einem rasanten Tempo – Komponist Gerald Barry verbindet in nur knapp 60 Minuten die Schlüsselmomente beider «Alice»-Bücher miteinander – trifft die Protagonistin auf sämtliche bekannte Figuren, mit denen sie in scheinbar unzusammenhängenden, lose aneinandergereihten Episoden ihre Abenteuer erlebt: auf den verrückten Hutmacher, auf Dideldum (beide exzellent verkörpert von Adam Temple-Smith), auf Dideldei (Adrian Dwyer) und die Grinsekatze (als Puppenspiel erfindungsreich gestaltet von Doğukan Kuran). Alle 52 Rollen werden von lediglich sechs Personen gesungen – eine beeindruckende Leistung, allein schon was die zahlreichen, teilweise innerhalb von wenigen Takten stattfindenden Kostümwechsel angeht. Bühnenbildnerin Anneliese Neudecker hingegen nutzt zur kreativen Realisierung der schnellen Szenenwechsel die Drehbühne.
Dem periodischen Ablauf der wundersamen Szenen – Alice muss insgesamt acht «Felder» durchlaufen, um Königin der Wunderwelt zu werden ...
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Opernwelt Juli 2023
Rubrik: Panorama, Seite 52
von Franziska Jung
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