Im Zeichen des Dollars
An der Metropolitan Opera werden Programmhefte nicht verkauft, sondern mit vollen Händen ausgeteilt. Für die Werkeinführung müssen ein paar Absätze genügen, ansonsten: Werbung, Sponsorenlisten. In den USA, wo die Subventionen nicht der Rede wert sind, müssen Opernhäuser um jeden Dollar kämpfen. Selbst dieser Pilgerort der Afficionados, an dem Simon Rattles «Tristan»noch besser klingt als in Baden-Baden und Berlin, mit «seinen» Philharmonikern. Wo Nina Stemme jetzt als Isolde, Gerald Finley als Tell triumphierte.
Wo gerade jemand während einer der «Guillaume Tell»-Aufführungen die Asche eines besonders hingebungsvollen Fans in den Orchestergraben rieseln ließ und damit ein Anti-Terror-Kommando auf den Plan rief.
Auf der anderen Seite des Central Park, im Kaye Playhouse des Hunter College an Manhattans Upper Eastside, hat man im Graben keine Probleme mit Kremiertem, sondern mit dem Schlagzeug. Das muss hinter die Bühne und zugespielt werden, aus Gründen der Balance, aber die Mikros stehen ungünstig. Louis Karchin runzelt die Stirn: «Zu viel Marimba», sagt er besorgt. Immer wenn’s gefühlvoll wird auf der Bühne, wo man Karchins zweite Oper – die Vorlage ist Charlotte Brontës «Jane ...
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Opernwelt Dezember 2016
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Wiebke Roloff
Schon der Trabi, der vor der giftgrünen Waldkulisse parkt, sorgt für Heiterkeit. Als ein riesenhafter Wiedergänger des Sandmännchens, das hier den Erzähler gibt, auf die vorn ausgerollte Kunstwiese wackelt, erfasst das kichernde Entzücken den ganzen Saal. Jirí Nekvasil lässt Orffs «Mond» auf der großen Bühne des Prager Nationaltheaters eine DDR-Kulturlandschaft...
Als «rätselhaftes Kindvolk, das immer übergroß sein will, während es den Rest der Welt in Grund und Boden grinst» hat Peter Sloterdijk (etwas hochmütig?) die Amerikaner apostrophiert. Das passt genau auf die Legende vom kraftmeiernden, zugleich gutmütig-verschmitzten Riesen Paul Bunyan, der mythischen Figur eines Holzfällers aus den Wäldern Minnesotas – Symbol...
Die Schlange, Urgrund allen Übels. Langsam windet sie sich über die Wählscheibe der Pariser Telefonzelle, ihr klein-gefährlicher Kopf, auf zwei schwingende Tücher über der Szene projiziert, ist in Großaufnahme zu sehen. Später wird die Versucherin über die auf dem Bett sinnende Margarethe gleiten, der Nachbarin Marthe hängt sie beim Flirt mit Mephisto um den Hals....