«Ich kann warten»

Rock’n’Roll mit der Gitarre, DJ in Manhattan, Werbeträger für angesagte Clubs in New York: Jonathan Tetelman hat eine Opernschule der etwas anderen Art hinter sich. Als Spinto-Tenor mit erkennbarem Hang zu Puccini darf sich der aus Chile stammende US-Amerikaner mittlerweile die Auftritte an den großen Häusern aussuchen. Ein Gespräch über Singen als Bodybuildung, verrückte Premierenparties und merkwürdige Regiekonzepte

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Herr Tetelman, viele Menschen denken derzeit an Puccini, wenn sie Ihren Namen hören. PR, CD und entsprechende Auftritte tragen da ebenfalls ihre Früchte. Was ist eigentlich eine Puccini-Stimme?
Ganz prinzipiell: Ich glaube, dass es Puccini-Stimmen gibt. Die Historie hat doch gezeigt, dass es spezielle Stimmen für Puccini, andere etwa für Verdi gibt. Nur ein paar wenige Tenöre konnten beides verbinden. Carlo Bergonzi war ein wunderbarer Verdi-Interpret, für Puccini allerdings nicht in diesem Maße. Bei Enrico Caruso war das vielleicht umgekehrt.

Franco Corelli war breiter aufgestellt. Und Plácido Domingo konnte natürlich so gut wie alles singen.

Kann Puccini gefährlich sein für den Sänger?
Das hängt von der Stimme ab. Bei Puccini ist es besonders wichtig, seine Limits zu kennen. Er trägt einen leichter davon, und man kann sich dabei verletzen. Ich habe mir gerade ein Video angeschaut, wie Beniamino Gigli «Manon Lescaut» singt. Das wirkt wie ein Straßensänger, wobei ich das gar nicht negativ meine. Was ich damit sagen will: Aufführungsgeschichte und Intepretationsweisen haben sich eben verändert, auch das muss man berücksichtigen.

Wissen Sie denn um Ihre Limits? Jeden Tag? In jeder ...

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Opernwelt Mai 2025
Rubrik: Interview, Seite 42
von Markus Thiel

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