Hatschi!
Rechts steckt die Dame vom Sicherheitsdienst ihre Nase in den Rucksack eines Studenten. Ein Riesenriechorgan aus Latex. Und links an der Saaltür blitzen von der Schulter des Programmverkäufers goldene Epauletten: Das Einlasspersonal, das die schnatternden Massen durch das baubedingt unübersichtliche Foyer schleust, stimmt schon mal auf Schostakowitschs «Nase» ein.
An Covent Garden muss heute kein Blumenkohlfeld bestellt werden, schimmert kein Silbersee. In dieser student performance sitzen fast ausnahmslos Zuschauer zwischen 18 und 28 Jahren. Ein beinahe surreal junges Publikum.
Dazu die erste Oper eines 22-Jährigen, die an Covent Garden noch nie gespielt wurde – durchs Royal Opera House weht an diesem Abend ein frischer Wind.
Weil in der «Nase» wie im Zirkus eine Nummer die andere jagt, hat Bühnenbildner Klaus Grünberg aus der Szene eine Manege gemacht. Die Rückwand schlägt einen steilen Bogen, in der Mitte ragt ein kreisrundes Podium auf. Darauf der Barbier, der mit mächtigen Schwüngen seine Klinge wetzt und dem feixenden Assessor Kowaljow den Schädel schert, bis die blankgeputzte Platte mit den Brillengläsern um die Wette glänzt. Der arrogante Beamte hat freilich schon bald ...
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Opernwelt Dezember 2016
Rubrik: Im Focus, Seite 24
von Wiebke Roloff
Mit «American Gothic» hat Grant Wood 1930 eine Ikone der amerikanischen Malerei geschaffen. Das Bild ist wie ein Porträtfoto aufgebaut: Ein Farmerpaar posiert vor Haus und Scheune. Der Mann: Sonntagsjackett über der Arbeitskluft, eine Heugabel als Stecken; die Frau: geplätteter Kittel über dem schwarzen Kirchkleid, das blonde Haar streng nach hinten gescheitelt....
In den letzten, pompös-auftrumpfenden, musikalisch aber brüchigen Takten verschwindet er: Calaf, der Prinz aus der Fremde, der Turandot so sehr begehrt, dass er für sie sein Leben aufs Spiel setzt. Verschwindet in der Menge, die soeben noch rabiat seine Verbindung mit Turandot eingefordert hat. Calaf aber traut dem Frieden nicht (ganz wie einst Puccini), und er tut...
Herr Loy, Sie gelten unter den heute wichtigen Regisseuren als der große Diven-Versteher. Niemand hätte gedacht, dass Edita Gruberova so spielen kann wie bei Ihnen. Auch mit Jennifer Larmore sind Sie ganz neue Wege gegangen, ebenso mit Nina Stemme und Marlis Petersen. Und von Agneta Eichenholz hört man eigentlich immer nur, wenn Christof Loy inszeniert. Wie...