Handwerk, verklärt
Wenn das so weitergeht, dürfte er irgendwann die Gestik ganz einstellen. Ein aufmunternder Blick, ein Handgelenksschlenker, im Ernstfall eine hochgezogene Augenbraue, das könnte dann reichen. Immer sparsamer wirkt das, was Christian Thielemann auf dem Podium macht: Die Verklärung des Handwerks hat bei ihm schon jetzt eine sehr entscheidende, sehr sichtbare Stufe erreicht. Das Verdi-Requiem, bei den Salzburger Osterfestspielen gerade absolviert, ist ein Beispiel dafür.
Minimalistische Bewegungen, keine Mätzchen, zügige Tempi, kaum genüssliche Verbreiterungen, eine große Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit im Umgang mit der Partitur. Kein Abend religiöser Bekenntnisse, sondern reflektierter Kapellmeistertechnik.
Diese sehr italienisch geratenen Osterfestspiele sind unter anderem Thielemanns Demonstration, welchen Plunder es alles nicht braucht am Pult. Was er bei Strauss, Wagner & Co. vollbringt, das steht auch Pietro Mascagnis «Cavalleria rusticana» ausnehmend gut. Kundig und behutsam dreht Thielemann an den Reglern seiner Sächsischen Staatskapelle. Der Klang ist zwar süffig grundiert, jedoch nie erdenschwer. Bleifreie Power gewissermaßen. Auch dürfen die Dresdner ein paarmal ...
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Opernwelt Mai 2015
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Markus Thiel
Impressum
56. Jahrgang, Nr 5
Opernwelt wird herausgegeben von
Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
ISSN 0030-3690
Best.-Nr. 752278
Redaktion Opernwelt
Nestorstraße 8-9, 10709 Berlin
Tel.: +49(0)30/25 44 95 55
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Redaktionsschluss dieser Ausgabe
war der 13.04.2015
Redaktion
Wiebke Roloff
Albrecht Thiemann (V. i. S. d....
Am Ende wurde gespart. Leider. Denn ein Buch wie dieses verdient ein Register. Man möchte gern nochmals nachschlagen, will vergleichen. Doch das funktioniert nur, wenn man beim Lesen selbst einen Zettel mit Stichworten füllt. Dabei ist dieses Buch so reich an Thesen und Beobachtungen, an streitbaren und unzweideutigen. Einige Beispiele: «Es wird viel zu häufig von...
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