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Das MusikTheater an der Wien würdigt Arnold Schönberg zu dessen 150. Geburtstag mit dem klug-hintersinnigen Abend «Freitag, der Dreizehnte»

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Der Glaube, so sagt man, sei imstande, ganze Gebirgsketten zu versetzen. Der Aberglaube hingegen vermag Menschen in herbe Nöte zu stürzen, denen sie problemlos und bequem entweichen könnten, würden sie der Statistik vertrauen. Die besagt nämlich auch im Fall des berühmten Phänomens «Freitag, der Dreizehnte», dass an diesem Tag nicht mehr und auch nicht weniger Schlimmes passiert als an anderen Tagen des Jahres. Und doch ist die Zahl derjenigen, die mit diesem Datum dämonisch-diabolische Gedanken, ja, sogar Untergangsszenarien verbinden, enorm. Nur der Himmel weiß, warum.

Auch Arnold Schönberg, der große Visionär der Neuen Musik, zählte zu den Vertretern des Homo sapiens, die diesen Tag fürchteten wie der Teufel das Weihwasser. Medizinisch ausgedrückt, litt er unter Triskaidekaphobie, unter der Angst vor der Zahl 13 – was spöttische Geister mit dem Bonmot kommentierten, gerade deswegen habe er die Dodekaphonie erfunden. Tatsächlich aber wurden Schönbergs Befürchtungen bestätigt: Er starb am Freitag, den 13. Juni 1951. Und was den Zahlenmystiker posthum vermutlich kaum minder arg verstört hätte: Sein 150. Geburtstag fiel auf einen Freitag. Als wäre dies nicht genug der schlechten ...

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Opernwelt Juni 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Jürgen Otten

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