Großmeister der Kulisse
Für viele war er der Größte, für nicht wenige eine Zumutung. Wer sich die Oper als Museum wünscht, als Schaukasten einer zum Hort des maßlos Schönen verklärten Vergangenheit, findet in der verschwenderischen Opulenz, die Franco Zeffirelli auf der Bühne wie auf der Leinwand kultivierte, genau jenen vermeintlich historisch korrekten Glanz der Oberfläche, der die Sehnsucht nach Kulissenzauber bedient.
Wer Sinn und Bedeutung eines Werks durch die Zeiten nicht als etwas Gegebenes, sondern als das – stets vorläufige – Ergebnis forschender Deutungsarbeit begreift, kann an seinen ins Bombastische getriebenen Materialschlachten nur verzweifeln.
Die Klaviatur der Ausstattungsorgie beherrschte der 1923 als Gianfranco Corsi geborene Florentiner so perfekt, dass ihm nicht nur ein nach monumentaler Illusion dürstendes Publikum, sondern auch Diven wie Maria Callas (als Traviata und Tosca) oder Elisabeth Taylor (in seiner Verfilmung von Shakespeares «The Taming of the Shrew») zu Füßen lagen. Ob Zeffirelli, der bei Luchino Visconti als Bühnenbildner anfing, an der Scala, Met oder Covent Garden inszenierte, ob er Opernfilme (wie «Otello» mit Plácido Domingo) oder Schmachtfetzen über Franz von ...
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Opernwelt August 2019
Rubrik: Erinnerung, Seite 63
von Albrecht Thiemann
Harfenperlen durchsetzen samtenen Streichergrund, während Klarinette und Flöte schwebende Figurationen weben. So klingt der Landsitz Bly in «The Turn of the Screw». Schließlich hebt die Governess an: «How beautiful it is!»
Ja: Wer das Tor zu den Wormsley-Ländereien passiert, tritt in eine andere Welt. Durch bewaldete Hügel windet sich die schmale Straße ins Tal....
«Welch Unterschied, wenn eine Oper im Kopfe entsteht und wenn man sie auf dem Theater sieht», meinte Giacomo Meyerbeer einmal und brachte damit das problematische Verhältnis von Idee und Wirklichkeit, Werk und Wiedergabe im Musiktheater auf den Punkt. Die Aufführungsgeschichte der «Huguenots» bietet dafür das beste Lehrstück. Gleich nach der Uraufführung 1836 an...
Der Gefangenenchor ist ganz wunderbar gelungen. So leise im Ansatz, so gemäßigt im Ausbruch, so liebevoll in der klanglichen Zuwendung ist dieses Zentralstück im Repertoire des radiophonen Wunschkonzerts selten zu hören – der erweiterte Chor des Opernhauses Zürich, von Janko Kastelic vorbereitet, zeigt hier, was er kann. Überhaupt öffnet sich ab dem dritten der...