Gottverlassen

Ludwigshafen / Theater im Pfalzbau Wagner: Götterdämmerung

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Siegfried, Brünnhilde,Wotan: verbrannt. Hagen ersäuft, Gunther erschlagen. Die Bühne dreht um 180 Grad, zeigt die nackte Rückwand der Kulisse. Mit apathischem Blick geht das Volk aufs Publikum zu. Götter, Helden, Bösewichte: alle tot. Und jetzt weiß keiner, wie es weitergeht. «Nur die Götter geh’n zugrunde, wenn wir endlich gottlos sind», sang einst Konstantin Wecker. Hansgünther Hey­me ist anderer Meinung. Mit der Götterdämmerung, dem letzten Teil des Nibelungen-Rings in Halle und Ludwigshafen, geht in seiner finalen ­Vision womöglich auch die Zivilisation zu Ende.

Im Sinne seines Lehrers Erwin Piscator macht der 77-Jährige episches Theater, erzählt eine Geschich­te. Klare Strukturen, wenig Verrätselung, eine sorgfältig gearbeitete Personenführung. Alles in allem ein Ring für Einsteiger – sinnig für eine Koproduktion zweier kleinerer Häuser ohne großes Wagner-Publikum.

Nicht alle Szenen gelingen, vieles wiederholt sich. Das Spiel mit den Schleiern etwa, die von der Decke hängen, oder das Zupfen an den überlebensgroßen Porträts der Götter. Bewegungstechnisch unbeholfen wirkt der Chor, die Herren in grellbunten Mao-Anzügen, die Damen im strengen BDM-Look. Willige Erfüllungsgehilfen ...

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Opernwelt Januar 2013
Rubrik: Panorama, Seite 41
von Dieter Lintz

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