Glückwunsch
Andere an seiner Stelle trügen die Nase hoch. Hans-Peter Lehmann hat das nicht nötig, er ist bescheiden geblieben. Er war Assistent von Carl Ebert, Gustav Rudolf Sellner und Wieland Wagner, hat als blutjunger Regisseur in Berlin schon «Otello» mit Renata Tebaldi inszeniert. Die Arbeiten des Wagner-Enkels Wieland betreute er in Bayreuth von 1960 bis 1973. Mit Birgit Nilsson war er bis zu ihrem Tod eng befreundet, mit vielen anderen Weltstars verkehrt er bis heute in freundschaftlicher Selbstverständlichkeit.
Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass er in Detmold zunächst Gesang studierte, bevor er an die FU nach Berlin ging, die Sorgen und Nöte seiner Sänger also immer verstand und versteht. In allen seinen Theaterstationen hat sich Hans-Peter Lehmann für die Moderne eingesetzt (so war er in Nürnberg einer der ersten Regisseure der «Soldaten» von Zimmermann überhaupt). Von 1980 bis 2001 war er Intendant der Staatsoper Hannover, hat dort nicht nur für einen kontrastreichen Spielplan und ein intaktes Ensemble gesorgt, sondern auch jungen Regisseuren Chancen gegeben (zum Beispiel Barbara Beyer und Andreas Homoki). Vor llem herrschte unter seiner Leitung eine menschliche Integrität ...
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Opernwelt Dezember 2014
Rubrik: Magazin, Seite 77
von Stephan Mösch
Frisch durchgeschmust sitzt Katerina Ismailowa auf der Bettkannte und singt: «Na warte!». Sie meint damit nicht ihren Liebhaber Sergej und kündigt auch nicht an, dass ab jetzt entschieden zurückgeschmust würde. Nein, sie meint ihren Mann Sinowi, dessen Schritte sie hört und den sie gar nicht mehr gebrauchen kann in ihrem Leben. «Na warte!», heißt so viel wie: «Dich...
Draußen scheint der Kampf noch in vollem Gang. Eine Sirene ertönt. Es fallen Schüsse. Ein ewiger Aufschrei, unterbrochen allenfalls von den Marschtritten unzähliger Soldaten. Drinnen im Theater dagegen Totenstille. Erst nach und nach erheben die Gefallenen ihre Stimmen, wortlos weinend in der Finsternis, die sie umgibt. Sie steigen nicht aus den Gräbern, die nach...
Wolfgang Rihms Kammeroper «Jakob Lenz», Geniestreich des 27-Jährigen, deren Handlungsgerüst Georg Büchners Erzählung folgt, gehört seit ihrer Uraufführung 1979 zu den meistgespielten Werken des modernen Musiktheaters. Ihr Erfolg beruht nicht zuletzt auf der moderaten Besetzung – drei Solisten, elf Instrumentalisten, sechs Vokalstimmen –, die auch kleineren Häusern...