Glück aus dem Graben
«Die Sitze sind eng, hölzern hart und bemerkenswert unbequem», urteilte der Reiseschriftsteller Horst Krüger 1987 über den «Arbeitsplatz» der Zuschauer im Bayreuther Festspielhaus. Es muss also schon etwas mit den Inhalten zu tun haben, wenn das Publikum nach einer rund sechsstündigen Aufführung emphatisch einen Künstler bejubelt. Und natürlich dessen Leistung. So wie nach der «Tristan»-Wiederaufnahme. Als Christian Thielemann vor den Vorhang tritt, sind alle Strapazen vergessen. Der ganze Saal feiert den Dirigenten, und der – Thielemann bleibt Thielemann – auch sich selbst.
Jedenfalls zelebriert er die zahlreichen Vorhänge, lockt scheinheilig auch noch das zuvor ausgebuhte Regieteam um Katharina Wagner auf die Bühne. Vorhersehbar ohne Erfolg: Das über die Festspielleiterin hereingebrochene Unmutsgewitter war heftig ausgefallen.
Man kann sich da kurz fassen. Kathrina Wagners Inszenierung bleibt auch im zweiten Jahr unbefriedigend. Etwas klarer strukturiert ist der erste Aufzug, im zweiten sehen wir weiterhin eine faschistoide Versuchsanordnung mit tragikomischen Suizidversuchen des Liebespaares. Und der dritte wirkt ob seiner Eindimensionalität erschreckend unreif – Tristan erlebt ...
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Opernwelt September/Oktober 2016
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Alexander Dick
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