Gelegenheit zum Staunen

Sie war weit mehr nur als die «schwarze Venus von Bayreuth». Sie war eine Erscheinung. Ein Nachruf auf die große Sängerin Grace Bumbry

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Als «einziger Elefant» wollte sie nicht übrigbleiben, erklärte sie vor einigen Jahren in einem Interview. Es habe einfach keine Kollegen mehr «auf diesem Niveau» gegeben. So begründete Grace Bumbry ihren Rückzug von der Bühne: selbstbewusst, direkt, vielleicht eine Spur divenhaft. Vor allem aber angstfrei. Eine Haltung, mit der sie sich einst auch gegenüber Herbert von Karajan behauptete. Der zeigte sich einer berühmten Anekdote zufolge befremdet vom Lamborghini seiner Carmen.

Doch die bot ihm einfach den Sitz hinterm Steuerrad an – und siehe da: «Danach waren wir gute Freunde.»

Grace Bumbry konnte sich das erlauben angesichts dieser Karriere, dieses Standings. Wobei: Das mit dem Aufhören war nicht so einfach. 1997 hatte sie ihren Bühnenabschied verkündet, um dann für Recitals immer wieder schwach zu werden – und schließlich 2010 ein spektakuläres Comeback zu riskieren, als Monisha in Scott Joplins einziger Oper «Treemonisha». Aber die Reise ging noch weiter. An der Deutschen Oper Berlin trat sie als Old Lady in einer konzertanten Aufführung von Bernsteins «Candide» auf, im Januar 2013 als Gräfin in Tschaikowskys «Pique Dame» an der Wiener Staatsoper. Was folgte, waren viele ...

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Opernwelt Juli 2023
Rubrik: in memoriam, Seite 62
von Markus Thiel

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