Gefährdete Versöhnung

Kobie van Rensburg inszeniert in Johannesburg mit jungen Künstlern ein «Lamento» nach Musik von Monteverdi – und zeichnet damit ein aufwühlendes Bild der Zerrüttung und Hoffnung in seiner südafrikanischen Heimat

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Mit einer neuen Produktion im Market Theatre von Johannesburg hat die Kompanie Umculo – der Name stammt aus der Sprache der Xhosa und lässt sich bezeichnenderweise sowohl mit «Musik» als auch mit «Versöhnung» übersetzen – aufregendes Terrain für die Oper in Südafrika betreten.

In dem Pasticcio «Lamento» werden Madrigale, Arien und Szenen von Claudio Monteverdi umgedeutet, um eine Serie von Ereignissen zu kommentieren, die im Zusammenhang mit der «Truth and Reconciliation Commission» (TRC) stehen, einer Einrichtung zur Aufklärung während der Apartheid verübter politischer Verbrechen. Auf den ersten Blick mutet das vielleicht wenig vielversprechend an. Denn es gab schon eine ganze Reihe von Musik- und Theaterversuchen zu diesem Thema, doch den meisten fehlte die ästhetisch produktive Distanz – die Wunden dieser blutigen Epoche sind noch zu frisch, die Folgen bis heute allzu schmerzhaft.

Jetzt aber ist dem südafrikanischen Regisseur Kobie van Rensburg die schwierige Gratwanderung gelungen. Rensburg, der sich als Tenor eine Karriere mit Schwerpunkt «Alte Musik» aufbaute, ehe er sich dem Inszenieren zuwandte, findet in «Lamento» einen Ton zwischen schwarzem Humor und ...

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Opernwelt Januar 2017
Rubrik: Im Focus, Seite 20
von Brent Meersman

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