Fulminante Raumfahrt

Tobias Kratzer und Antonello Manacorda nehmen Meyerbeers Grand opéra beim Wort: «L’Africaine – Vasco da Gama» an der Oper Frankfurt

Opernwelt - Logo

Es dauerte ziemlich lange, bis der Opernbetrieb das Attraktionspotenzial, fast möchte man sagen: den impliziten Eventcharakter der Grand opéra à la Meyerbeer neuerlich erkannte. Seit rund zwei Jahrzehnten aber scheint das Eis gebrochen und damit auch der lange Arm des Antisemiten und Meyerbeer-Hassers Richard Wagner. Von Einfluss war dabei wohl auch der dank des internationalisierten «Marktes» auffälligere Sängerfrühling und nicht zuletzt der 1990 in Deutschland neu gegründete Meyerbeer-Verein. All das ist zumindest Indiz für wachsendes Interesse.

So kann der nun für Frankfurts «Afrikanerin – Vasco da Gama» gewonnene Regisseur Tobias Kratzer schon als Meyerbeer- und Wagner-Experte zugleich gehandelt werden: Vom Pariser Meister waren bemerkenswerte Kratzer-Inszenierungen unlängst in Nürnberg und Karlsruhe (wo auch Kratzers «Götterdämmerung» tagte) zu erleben. Und noch eine Belebungs-Annonce: Von Meyerbeers letzter, 1865 posthum uraufgeführter Oper erstellte die Philologie eine (2013 in Chemnitz aus der Taufe gehobene) Alternativfassung, die dem Komponistenwillen mehr entsprechen dürfte als der traditionell praxisüblich gewesene Notentext. Dem dabei ebenfalls wieder eingesetzten ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt April 2018
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Hans-Klaus Jungheinrich

Weitere Beiträge
Begrenzt

Theater einfach so, das geht in Pforzheim schon lange nicht mehr. Wenn selbst im benachbarten Karlsruhe der sogenannte bürgerliche Mittelstand nur acht Prozent der Bevölkerung ausmacht, ist er in Pforzheim kaum noch vorhanden. Die Arbeitslosenquote ging zwar 2017 leicht zurück, dennoch bleibt die Stadt Schlusslicht in Baden-Württemberg. Fast jeder zweite Erwachsene...

In Posen erstarrt

Mit «Alcina» begann 1978 die Geschichte der Karlsruher Händelfestspiele – damals noch auf Deutsch und gekürzt. Jetzt ist man zu dieser wohl populärsten, meistgespielten Oper Händels zurückgekehrt, auf Italienisch und ungekürzt. Mit über vier Stunden Spieldauer wurde es eines langen Abends Reise in die Nacht.

Händels Partitur, die für die erotischen Liebeswirren...

Schaler Traum

Nach wie vor gilt Bohuslav Martinůs «Julietta» als Rarität, obwohl es in letzter Zeit einige gelungene Wiederbelebungsversuche gab, darunter in Berlin, Zürich und Frankfurt. Nun hat sich – in deutscher Fassung – auch das Wuppertaler Opernhaus auf dieses formal eigenwillige Werk eingelassen, das Sprechgesang, gesprochene Dialoge, Volkstümliches, Jazziges und...