Flieg, Schwalbe, flieg!

Die Volksoper Wien engagiert sich für Puccinis unterschätzte Commedia lirica «La rondine»

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Alle Schwalben fliegen, wenn sie, wie der Volksmund sagt, weiterhin schönes Wetter versprechen, hoch. Diese nicht. «La rondine», so ihr originaler Name, schwirrt irgendwo in den tiefhängenden Wolken umher, ohne je den Weg zur Sonne gefunden zu haben. Die Musikgeschichte hat Giacomo Puccinis Commedia lirica auf eine Stufe mit seinen frühen (Fehl-)Versuchen gestellt, mit «Le Villi» und «Edgar». Ob zu Recht oder nicht, darüber streiten die Gelehrten bis heute, wobei die Mehrzahl sich nicht für bewundernde Anerkennung entscheiden mag.

Allzu wankelmütig in der Gattungsfrage ist die italienische «Schwalbe» – zwischen Oper und Operette scheint es kein Plätzchen für sie zu geben. Eine kräftige Brise «La traviata» weht durch das Stück, eine Andeutung von «Fledermaus»-Flair, ein zarter Duft der «Bohème», sogar an den «Rosenkavalier» wird man erinnert. Ein Kessel Buntes also. In dem auch der Geist von Franz Lehár wohnt. Ihm hatte man zunächst jenes holprige Libretto angeboten, das – nach der Absage des Operetten-Königs – auf Puccinis Schreibtisch landete, geschmückt mit einer geradezu unanständigen finanziellen Offerte: 200.000 österreichische Kronen plus 50 Prozent Tantiemen wollten Siegmund ...

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Opernwelt Juni 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 28
von Jürgen Otten

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