Fight Club
Als US-Präsident Richard Nixon 1972 nach China reiste und eine lange Eiszeit zwischen beiden Staaten mindestens kräftig erwärmte, besuchten er und seine Gattin Pat unter anderem eine Vorführung in einer Turnhalle. Das kommunistische Land und sein «Überragender Führer» Mao Tse-tung wollten die amerikanischen Gäste auch mit einer Leistungsschau in Sachen Gymnastik, Badminton und Tischtennis überwältigen.
Die Bilder davon im aufwändig gestalteten Programmheft des Theaters Koblenz sehen nicht viel anders aus als der Spielort für John Adams’ «Nixon in China»: die CGM-Arena in einem Sportpark in der Koblenzer Vorstadt. Auf dem Spielfeld hat Bühnenbildner Christian Binz rechts das potenzielle Siegertreppchen für die Chinesen errichtet, links das für die Amerikaner. In einer Fankurve findet das hiesige westliche Publikum seine Plätze, in der anderen reihen sich unter Maos Porträt endlose graue Pappkameraden, aus denen, im ebenso grauen Mao-Anzug, der Chor hervortritt. «Dichtung hautnah an der Wahrheit», wie sie John Adams für eine Oper wollte, die Realität dokumentiert und zugleich ins Surreale entgleiten lässt. In der Inszenierung des Koblenzer Intendanten Markus Dietze verschwimmen denn ...
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Opernwelt Juli 2023
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Michael Stallknecht
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