Feuerspiele
Georg Friedrich Händels «Siroe, Re di Persia» ist wenig bekannt, selten gespielt – und nichts als ein altpersischer Intrigenstadel. Die Internationalen Händel-Festspiele in Karlsruhe präsentieren die Oper nun als eine veritable, durchaus interessante Ausgrabung. Wie in einem Shakespeare’schen Königsdrama entwickelt sich ein abgründiges, sexuell und erotisch aufgeladenes Spiel der Kabale rund um den Thron: Der alternde König Cosroe mag seine Macht nur widerwillig und auch nur an den zweitgeborenen Sohn Medarse übergeben.
Denn der erstgeborene Siroe ist in Emira verliebt, die Tochter des von seinem Vater gemeuchelten Erzfeindes, weshalb sie auf blutige Rache sinnt und sich in Männerkleidern am Hof einschleicht. Verwechslungen, Irr -tümer, das Vortäuschen erotischer Begierden und denunzierende Briefe kosten den Titelhelden, der seinen Vater wie des Vaters Feind liebt, fast das Leben. Doch am Ende (nach einem Volksaufstand) geht die Sache versöhnlich aus – mit Hilfe von Arasse und dessen Schwester Laodice, die ebenfalls in Siroe verliebt und zugleich Mätresse des Vaters ist. Man kann nur hoffen, dass der Thronfolger ein besserer Herrscher wird als sein cholerischer Erzeuger.
Das nach ...
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Opernwelt April 2024
Rubrik: Panorama, Seite 60
von Bernd Künzig
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