Fetzen, Funken, Fettnäpfchen
Man muss sich die Szene nicht vorstellen, um zu wissen, wie viel Pfeffer auf den Tellern lag – die Namen der Beteiligten genügen: Joachim Kaiser, Marcel Reich-Ranicki, beide Träger des Ludwig-Börne-Preises, in ihrer Mitte, moderierend, August Everding. Drei verblichene Titanen des Kulturbetriebs, versammelt auf einer Bühne im beschaulichen Garmisch-Partenkirchen.
Anlässlich der Richard Strauss-Tage 1995 kam es zu diesem furiosen Veteranentreffen, und das Thema barg jede Menge Zündstoff: Es ging hier um die altbekannte Frage, ob nun die Poesie gehorsame Tochter der Musik sein solle, oder nicht womöglich exakt das Gegenteil wünschenswert sei.
Wie vergnüglich die Unterhaltung der drei gelehrten Republikaner war, und wie aktuell sie heute noch ist, Jahre nach ihrem Tod, dokumentiert ein überaus amüsantes Buch mit dem Titel «Prima la musica, dopo le parole», das jetzt im Westend Verlag erschienen ist. Die Lektüre nimmt nicht mehr als zwei Stunden in Anspruch, aber es sind zwei Stunden, in denen man viel erfährt über die Geschichte(n) der Oper und noch mehr, wie sehr sich kluge Menschen manchmal gegenseitig in die Pfanne hauen und dabei noch anlächeln konnten, weil sie Freunde waren ...
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Opernwelt Mai 2019
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 25
von Jürgen Otten
Spätestens seit die USA vor drei Monaten aus dem INF-Vertrag über die Stationierung von Mittelstreckenraketen ausgestiegen sind, ist offensichtlich, dass mit dem Zerstörungspotenzial der Atombombe zwischen den Großmächten inzwischen wieder so unverhohlen gedroht wird wie zu Zeiten des Kalten Kriegs. Diese nach wie vor bestehende tagespolitische Relevanz ist nur...
«Ein Schiff wird kommen», sang weiland Lale Andersen in Sehnsucht nach dem einen, «den ich so lieb’ wie keinen». Einen solchen erträumt sich ja auch Senta in Wagners «Fliegendem Holländer»; in Aron Stiehls Inszenierung an der Wiener Volksoper kommt er allerdings ohne Schiff, dafür quasi als Wiedergänger von Caspar David Friedrichs Wanderer. Man sieht ihn bereits...
Jubilare
Giorgio Zancanaro studierte in seiner Geburtsstadt Verona bei Maria Palanda und wurde 1969 beim Wettbewerb «Voci Verdiane» in Busseto entdeckt. Sein Debüt gab der Bariton ein Jahr später als Riccardo in Bellinis «I puritani» in Mantua. Daraufhin rissen sich die großen Opernhäuser Italiens um ihn. Zancanaro gelang es, u. a. als Giorgio Germont in «La...
