Fabrikhallenfolklore
Seltsam, dass das im Nationaltheater München keiner komisch findet. Wenn die Solo-Posaune, drastisch vom b übers a und as zum g herabschmierend, postkoitale Erschlaffung illustriert und acht Takte später noch dreimal, im Gestus ähnlich, mit fallender Sekunde von versiegender Manneskraft quäkt. Es ist eine berühmt-berüchtigte Opernszene, unverstellt hat Dmitri Schostakowitsch in seiner Oper «Lady Macbeth von Mzensk» den Geschlechtsakt in Musik gesetzt – weil er, der nicht einmal 30-jährige Meisterorchestrator, es halt konnte.
Wie gepeitscht rammelt das Orchester und jault zum Höhepunkt auf. Das ist brutal und in seiner comicartigen Überzeichnung zugleich komisch – Schostakowitsch, ein Mann des Sowohl-als-auch. Aber bei der Premiere an der Bayerischen Staatsoper lacht keiner.
An Kirill Petrenko und dem alsbald aus einigen Ungenauigkeiten herausfindenden, fortan hochvirtuos aufspielenden Bayerischen Staatsorchester – besonders die vom Komponisten stark geforderten Holzbläser brillieren mit kaltem Witz – kann’s nicht liegen. In jedem Takt wird deutlich, dass der Noch-Generalmusikdirektor, wie es seine Art ist, jeden Ton wiegt, in seine Ordnung bringt, und keinen ...
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Opernwelt Januar 2017
Rubrik: Im Focus, Seite 10
von Götz Thieme
ARD alpha
08.01. – 20:15 Uhr
Thomas Hengelbrock dirigiert Brahms und Beethoven
Triumphlied op. 55; SymphonieNr. 5 c-Moll op. 67
15.01. – 11.00 Uhr
Frank Peter Zimmermann
und Alvaro Pierri spielen im Kloster Andechs Werke von Manuel de Falla, Mauro Giuliani und Johann Sebastian Bach
22.01. – 11.00 Uhr
Miroslav Srnka: South Pole
Bayerische Staatsoper
22.01. –...
Händels Zeitgenossen taten sich schwer mit seinem musical drama «Hercules», in dem sich Traditionen der Oper und des Oratoriums vermischen. Heute gilt das Werk als eines der packendsten des Komponisten, das sich, anders als zur Zeit Händels, mit den Mitteln des modernen Theaters auch auf der Bühne realisieren lässt. Für Luc Bondy war «Hercules» die erste und...
Was wäre die Operngeschichte ohne Prosper Mérimée? Bizets «Carmen» wie Offenbachs «La Périchole» verdanken sich Erzählungen des schreibenden Juristen, der im Hauptberuf als Frankreichs oberster Denkmalschützer wirkte. Sein 1829 erschienener Roman «1572. Chronik der Herrschaft Karls IX.» wurde gar zweimal aufgegriffen: in Meyerbeers blutiger Historienoper «Les...
