Ex oriente lux
Zur Galionsfigur eines soziokulturellen Aufbruchs, wie sein Kollege Gustavo Dudamel, taugt der lettische Dirigent Andris Nelsons kaum. Kein fotogener Lockenkopf, kein schäumendes Temperament, kein kunterbuntes Jugendorchester, das sich politisch korrekt vermarkten ließe. Und auch keine mächtige Plattenfirma, die, flankiert von Promi-Mentoren wie Simon Rattle oder Claudio Abbado, mit volltönendem PR-Geklingel ein «Jahrhunderttalent» puscht.
Im Unterschied zu dem sechsundzwanzigjährigen Newcomer aus Venezuela, der bereits Verträge für Göteborg (ab sofort) und Los Angeles (ab 2009) in der Tasche hat, schickt sich der achtundzwanzig Jahre junge Balte gerade erst an, in eine globale Umlaufbahn durchzustarten.
Während der vergangenen sieben Jahre kümmerte sich Andris Nelsons vor allem um das Opernorchester seiner Heimatstadt Riga. Mit einundzwanzig stand er zum ers-ten Mal im Graben der Lettischen Nationaloper, mit vierundzwanzig kürte man ihn zum Generalmusikdirektor. Bevor er den Stab zur Hand nahm, hatte er in eben diesem Orchester Trompete gespielt. Ein Maestro, der aus der Mitte der Musiker kommt. Einer, der die Bedürfnisse und die Empfindlichkeiten, das Glück und den Druck eines ...
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Herr Pierwoß, Bremen und seine Theaterpolitik – ist das für Sie Anlass zu einem Rückblick im Zorn?
Ganz zweifellos. Vor einiger Zeit, als wir an dem Buch über meine Bremer Jahre arbeiteten, das jetzt herausgekommen ist, bin ich noch einmal detailliert meine dreizehn Spielzeiten durchgegangen. Und da sind bei mir doch viele Aggressionen wieder hochgekommen....
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Wo er ist, ist Streit. Meinungsstreit. Wo Calixto Bieito arbeitet, prallen die Ansichten aufeinander. Erregt. Eifernd. Gereizt. Häufig wütend. Keiner in jüngerer Zeit, der Publikum wie Kritik so spaltet wie er. Die einen stilisieren ihn zum Messias der Musiktheater-Vergegenwärtigung. Für die anderen ist er die Inkarnation des roten Tuchs.
Daheim in Spanien steht...