Es war einmal ...
Wer wird neues Glück uns geben? Kann man ohne König leben?», fragt das Volk am Ende von Nikolai Rimski-Korsakows Oper «Der goldene Hahn». Am Landestheater Coburg hat der regieführende Intendant Bernhard F. Loges eine vorsichtige Antwort parat: Mindestens ein paar der Höflinge nehmen die grau staubenden Perücken ab und «entsorgen» die Zarenkrone.
Schließlich ist Rimski-Korsakows letztes Bühnenwerk von 1907 eine Satire auf die letzten Jahre des russischen Zarenreichs, das kurz zuvor nicht nur den Krieg gegen Japan verloren, sondern auch – zum Entsetzen des eher bürgerlichen Komponisten – die Demonstrationen des Petersburger «Blutsonntags» hatte niederschießen lassen. Geplante Aufführungen in Moskau wie St. Petersburg wurden zunächst verboten, so dass das Stück erst nach dem Tod des Komponisten zur Uraufführung kam und ohne Eingriffe der Zensur überhaupt erst 1914 in Paris zu sehen war.
Dabei folgt das Libretto von Wladimir Belski – in Coburg in der traditionellen deutschen Übersetzung von Heinrich Möller – einem deutlich älteren Märchen von Alexander Puschkin. Es sorgt für den überzeitlichen Charakter eines symbolistischen Rätselspiels, der der Oper – hierzulande leider als fast ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt 12 2022
Rubrik: Im Focus, Seite 25
von Michael Stallknecht, Werner Kopfmüller
Der Ort ist pikant. Und mit tristen Bildern reichlich gefüllt. Nur wenige Steinwürfe von der Deutschen Oper Berlin wurde am 2. Juni 1967 der Student Benno Ohnesorg vom West-Berliner Polizisten Karl-Heinz Kurras im Rahmen der Proteste gegen das iranische Schah-Regime Mohammad Reza Pahlavis getötet, mit einem Schuss in den Hinterkopf. Berühmt geworden ist das Foto,...
Den Tod sterben wir bekanntermaßen allein: Violetta windet sich auf dem nackten Boden des Bühnenrands – da ist der Vorhang längst gefallen –, nur der empfindungslose Blick des Conférenciers in der Loge haftet auf ihr. Verflogen sind Rausch und Glanz des Varietés, verschwunden ist das Partyvolk. Mit diesem Schlussbild setzt Barbora Horáková Joly eine treffsichere...
Es stürmt und bläst, drum sucht das Schiff von Daland
In einer Bucht nach Schutz und trifft dort bald
Ein Boot voll toten Jungs, die – ganz schön alt –
Sofort (sei es nun hier, sei es im Saarland)
Die ew’ge Ruh’ umarmen würden, doch
Dazu bedarf es einer Frau, der Senta,
Und keinem Schatz, nicht Obst, auch nicht Polenta,
Drum macht man einen Deal, doch: Och!
Da ist...
