Elektrisierend
Es ist ein interessantes Experiment, das jüngst an der Opéra de Rouen Normandie angestellt wurde. In Zusammenarbeit mit dem Palazzetto Bru Zane, dem in Venedig beheimateten Zentrum für französische Musik der Romantik, brachte das Haus nach der Urfassung von Offenbachs «La Vie Parisiènne» im Jahr 2021 nun die Ur-«Carmen» heraus. Nicht in musikalischer Hinsicht: Versuche, die – beziehungsweise eine – Ur-«Carmen» zum Erklingen zu bringen, gab es bereits.
Besondere Erwähnung verdient hier John Eliot Gardiners Aufführung einer neuen kritischen Ausgabe von Richard Langham Smith mit seinem auf Originalinstrumenten spielenden Orchestre Révolutionnaire et Romantique 2009 (ein Filmmitschnitt verewigt die musikalische Maßstäbe setzende Produktion). Derlei Versuche kehren stets zu der Form zurück, in der der Vierakter am 3. März 1875 an der Pariser Opéra comique aus der Taufe gehoben worden war – als «Opé-ra-comique», sprich: als ein gemischtes Genre mit gesprochenen Dialogen zwischen gesungenen Nummern. In Rouen hingegen war die Fassung mit gesungenen Rezitativen zu hören, die Bizets Schüler und Freund Ernest Guiraud kurz nach dem Tod des Komponisten im Hinblick auf bevorstehende Aufführungen ...
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Opernwelt November 2023
Rubrik: Panorama, Seite 47
von Marc Zitzmann
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Gott ist allgegenwärtig. Und allmächtig. Egal, wohin man blickt in dieser «romantischen» Oper, in welche Gegend, in welchen Winkel, in welches Gesicht, seine Strahlkraft scheint unantastbar, unermesslich groß. Geht es vor Gericht oder um höhere Gerechtigkeit, wird allein er angerufen, fleht einer der Anwesenden um Gnade, richtet sich seine Hoffnung auf ihn, und...
Eine Sprossenwand gibt es, ein paar Turnmatten, Ringe und einen Boxsack. Doch ins Schwitzen gerät nur die stumme Statisterie mit gut definierten Astralkörpern und knappsitzenden Trainingshosen. Die eigentlichen Protagonisten tragen gern helle Sommeranzüge. Pro forma riskiert man ein paar Übungen in der Gymnastikhalle. Das passt zum Stücktitel, der mit «L’Olimpiade»...