Ein Leuchten, so silbern

Reinoud Van Mechelen brilliert mit Arien von Rameaus Lieblingssänger Jéliote

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Im Zeichen von Diversität und Queerness erobern Altisten gleichsam als moderne Vertreter der barocken Kastraten das heutige Theater. Der Hype um sie ist enorm. Demgegenüber hat ein anderes, gleichfalls wiedergewonnenes Fach das Nachsehen: der Haute-Contre.

Dieser hohe Tenor, der die französische Opernbühne von Lully bis Gluck beherrschte und mit seiner Bruststimme oder der voix-mixte mühelos bis zum zweigestrichenen «d» reicht, ist weniger exzentrisch als der falsettierende Countertenor, sein Repertoire begrenzter und zumindest außerhalb Frankreichs weniger verbreitet als das der italienischen Opera seria. Vergleichbar Außergewöhnliches wie die Altisten aber leisten die französischen Haute-Contres allemal; Cyril Auvity oder Mathias Vidal haben dies in zahlreichen Gesamtaufnahmen von Opern Lullys und Rameaus demonstriert.

Zu ihnen gesellt sich seit einigen Jahren auch Reinoud Van Mechelen. Seine flexible, elegant geführte, in der Höhe sichere Stimme verfügt über das herb klagende, bläserhafte Timbre einer Oboe, die für das französische Musiktheater unerlässliche deklamatorische Prägnanz, eindringliche Farben und, en passant, auch die Koloraturvirtuosität eines Belcantisten.

In den ...

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Opernwelt Januar 2022
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 30
von Uwe Schweikert

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