Editorial OW 1/24

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Ein unerhörtes, nie gesehnes Wunder», preist der Chor im «Lohengrin». Ein unerhörtes, gleichwohl jeden Sommer zu hörendes Wunder ist, darin sind sich alle einig, auch der Chor der Bayreuther Festspiele: präzise, intonationssicher und homogen sowieso, dazu samtig, tiefensatt, leicht bauchig und doch beweglich, mit dunklem Kern, aber stets strahlend – um das im Zusammenhang mit Richard Wagner immer besonders heikle Stichwort vom «deutschen Klang» zu vermeiden.

Und dass sich darin alle einig sind, ist vielleicht das unerhörteste Wunder bei einem Festival, bei dem sonst immerzu über alles gestritten wird: über Inszenierungen, Umbesetzungen, Organisationsstrukturen, die Festspiel -leiterin Katharina Wagner. Der Chor ist eine sichere Bank, wie man so sagt, ein Alleinstellungsmerkmal, wie im Fall Bayreuths häufiger gesagt wird. Von denen man dort ja nicht allzu viele hat – weder die Stücke noch Regisseure, Dirigenten und Sänger. Es gibt aber doch ein paar: die Akustik, das Orchester unter dem Schalldeckel, die historische Aura vielleicht und eben den Chor, seit mehr als zwanzig Jahren geleitet von Eberhard Friedrich, zuvor noch länger von Norbert Balatsch.

Doch an der Bank wird nun ...

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Opernwelt Januar 2024
Rubrik: Editorial, Seite 1
von Michael Stallknecht

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