Editorial Opernwelt 5/25

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Mangelnde Aktualität: Das war einer der stärksten Vorwürfe, denen sich die Gattung Oper in den vergangenen Jahrzehnten ausgesetzt sah. Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Existenz des Musiktheaters als kultureller Selbstzweck immer mehr in Frage gestellt wurde, ging es plötzlich darum, was die Oper denn überhaupt «bringe»: was genau ihre Stoffe vermitteln könnten, das über den Horizont des rein persönlichen Erlebens hinausreiche. Die Frage nach der Aktualität wurde zum Antriebsrad des Regietheaters.

Regisseurinnen und Regisseure mühten sich, den herrschenden Vorstellungen von Relevanz gerecht zu werden, oft verkrampften sie dabei oder verirrten sich in zwanghaft verfolgten Konzepten. Die Kritiker ächzten, verrissen, freuten sich aber auch, wenn doch immer wieder Regie-Ideen aufgingen oder augen- und ohrenöffnende Momente entstanden.

Von «Zeitenwende» ist derzeit viel die Rede. Sie betrifft auch die Oper: Plötzlich erscheinen viele Stoffe so aktuell, dass vielfach von einem «Stück der Stunde» die Rede ist. Allein in diesem Heft fällt eine ganze Reihe von Bühnenwerken unter diesen Begriff: Walter Braunfels’ «Die Vögel», mit ihrer Fabel vom Aufbau eines imperialistischen Staates (über ...

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Opernwelt Mai 2025
Rubrik: Editorial, Seite 1
von Clemens Haustein

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