Dunkle Brillanz

Kirill Petrenko und die Berliner Philharmoniker begeistern mit einer konzertanten «Francesca da Rimini» von Rachmaninow

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Erotik als strafbares Mysterium, der sündhafte Mensch unter der Knute Gottes, und das weltberühmte Schmerzensmal eines queeren Komponisten: Dieses Konzert der Berliner Philharmoniker vereinte emotionale und spirituelle Rammböcke. Samuel Barbers «Adagio for Strings» und Sofia Gubaidulinas 2020 unter Oksana Lyniv in Wien uraufgeführtes Orchesterwerk «Der Zorn Gottes» erklangen vor der Pause.

Die in schroffen Schichtungen beginnenden, dann zu monumentalem Drohen emporwachsenden Klangkaskaden der gläubigen Komponistin be -reiteten Rachmaninows groß besetzten Einakter «Francesca da Rimini» kraftvoll vor. Um leidenschaftliche Ekstase geht es hier, um einen Doppelmord sowie um die ewige Verdammnis. Zum Schluss wurde im Konzert ein real bestehender Konflikt in Erinnerung gebracht. Da blickte der ukrainische Tenor Dmytro Popov ungerührt, aber mit leichter Anstrengung ins jubelnde Publikum, während ihm die anderen Solisten, allesamt russischer Herkunft, mit Herzlichkeit zulächelten.

Rachmaninows Oper nach der berühmtesten Episode in Dantes «Göttlicher Komödie» ist ein suggestives Werk. Der Komponist hatte es 1905 zum Antritt als Kapellmeister am Moskauer Bolschoi Theater komponiert und ...

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Opernwelt März 2025
Rubrik: Magazin, Seite 69
von Roland H. Dippel

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