Du meine Wonne, du meine Lust!
Arme Königin. Liegt dort, ganz und gar zerstört nach der Abreise ihres Geliebten, auf der nackten Erde, und weiß sich nicht anders zu helfen, als ihr Schicksal zu beklagen, mit Tönen, die allerdings direkt aus dem Himmel zu kommen scheinen, so schmerzensreich schön klingen sie, wie von einem verwundeten Engel entsendet.
Didos Klagearie «When I am laid in earth» aus Purcells «Dido and Aeneas» zählt zu den Paradesoli der Alten Musik, und so, wie Janet Baker das Stück, vom Dirigenten Anthony Lewis und dem English Chamber Orchestra auf Rosen gebettet, singt, ist es zugleich ein Glanzpunkt jener Edition mit 21 CDs, die zu Ehren der britischen Sopranistin kürzlich beim Label Decca erschienen ist und Aufnahmen der Ausnahmekünstlerin aus den Jahren 1961 bis 1977 versammelt. Wer mag, kann sich mehrere Tage hintereinander daran delektieren – an der stilistisch souveränen, stimmlich luziden Art und Weise, wie Dame Janet hier Lieder, Kantaten und Arien aus mehreren Jahrhunderten ausgestaltet, von Cavalli, Purcell und Händel über Gluck, Haydn, Mozart, Beethoven und Mendelssohn, das französische Repertoire (Berlioz, Fauré, Chausson, Ravel, Delage), bis zu Strauss, Mahler und der Musik ihrer ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Magazin, Seite 64
von Olga Myschkina
Man stelle sich die Szene vor: eine Familienfeier im Hause Massenet, am prächtig gedeckten Tisch all seine Opern-Kinder. Zur Rechten des Komponisten sein liebster Spross, Manon, melancholisch-mild lächelnd. An ihrer Seite, wie stets in sich gekehrt, der arme Werther. Ihm gegenüber, in silbern glänzender Ritterrüstung, Don Quichotte, flankiert von zwei Zauberfrauen....
Zwei Frauen sitzen nebeneinander. Um sie herum stapeln sich Briefe, Fotografien, alte Unterlagen und Dinge, die einmal Bedeutung gehabt haben. Die beiden Frauen suchen nach den Spuren eines Bewusstseins, das im Begriff ist, sich aufzulösen. Es sind Ellen und ihre erwachsene Tochter Ilse. Ellen hat Alzheimer. Die Sache wird noch komplizierter, als Ellen sich in den...
Weder Musik, in der man schwimmt, noch Musik, auf der man tanzt – MUSIK, AUF DER MAN GEHT» forderte Jean Cocteau 1918 in seinem Manifest «Le coq et l’arlequin», das sich die jungen Komponisten der Pariser Groupe des Six um Darius Milhaud, Arthur Honegger und Francis Poulenc zu eigen machten. Ihr schnörkelloser, jede Emotion verweigernder Anti-Impressionismus sagte...