Domingos Barock-Debüt

Madrid, Händel: Tamerlano

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Irgendeinem höheren Opernspielplangeist muss vor ­einiger Zeit «so nach Tamerlan zu Mut» gewesen sein, wie es schon 1922 in dem frechen Nelson/Tucholsky-Chanson hieß.

Wie sonst wäre zu erklären, dass Händels düster-meisterhafte Tyrannen-Oper von 1724 über den blutrünstigen Tartarenfürsten und seine grausamen Taten am Hof des unterworfenen Byzanz weltweit fast zeitgleich in drei verschiedenen Inszenierungen zu sehen ist?
Die Bayerische Staatsoper, die letzten fünfzehn Jahre Georg Friedrichs zentraleuropäische Basisstation, befindet sich augenblicklich in einer Übergangsphase und zeigt als letzte Zuckung ihrer spektakulären Händel-­Renaissance nur eine Übernahme. Immerhin gab es dort mal wieder den Countertenor David Daniels als weißblauen Publikumsliebling in der fordernd fiesen Titelrolle (siehe Seite 65).
Daniels trat auch Ende April in Washington an, wo der wohl zweite Besetzungsgrund für die «Tamerlano»-Häufung mit am Start war: der dortige Operndirektor Plácido Domingo. Der von englischen Kritikern eben zum «größten Tenor aller Zeiten» ausgerufene Tenorissimo überrascht im wundersamerweise nicht enden wollenden Spätherbst seiner Karriere als – offiziell – 67-Jähriger immer von ...

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Opernwelt Mai 2008
Rubrik: Panorama, Seite 61
von Manuel Brug

Vergriffen
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