Die pure Überwältigung

Boito: Mefistofele am Teatro dell'Opera in Rom

Opernwelt - Logo

Für das Teatro dell’Opera di Roma ist eine Saisoneröffnung mit Arrigo Boitos «Mefistofele» ein eher maßvoll ambitioniertes Unterfangen. Man kennt das Stück, dessen siebenstündige Erstfassung 1868 in Mailand weiland noch durchfiel (die auf weniger als die Hälfte eingekürzte Version setzte sich 1875 in Bologna durch) und in dem Boito eine Art Synthese von italienischer und deutscher Kunst anstrebte. Auch Michele Mariotti ist vertraut mit der Partitur, er vermag am Pult des Hausorchesters mit fein ausziselierten Klängen zu faszinieren, die wie aus dem Nichts zu kommen scheinen.

Alles in allem lässt er aber keinen Zweifel daran, dass es ihm um den großen Ton und das große Pathos geht, er also auf pure Überwältigung aus ist. Für diese musi -kalische Materialschlacht bietet die Oper einigen vokalen Luxus auf: An der Spitze des Ensembles beeindrucken John Relyea mit einem profund machtvollen Bass in der Titelpartie und Joshua Guerrero mit kernigem Tenor als Faust. Maria Agresta macht ihre Doppelrolle (sie singt Margherita und Elena) zu einem strahlenden Glanzstück – wobei ihr im Falle von Elena auch eine faszinierende Darstellung gelingt. Dass sie als Margherita im goldfunkelnden ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Januar 2024
Rubrik: Panorama, Seite 44
von Joachim Lange

Weitere Beiträge
Ein absurder Spaß

Manchen Werken der Musikgeschichte wird bescheinigt, sie würden den Geist einer Epoche konservieren. Mit Blick auf die wieder sehr in Mode gekommenen 1920er-Jahre mag das auf George Gershwins «Rhapsody in Blue» zutreffen, mit ihrem wilden Amalgam aus Jazz, Blues und klassischer Symphonik, oder auch auf dessen Tondichtung «An American in Paris», wo der Komponist...

Alpha und Omega

Sarah Aristidou gehört zur wachsenden Zahl junger Sängerinnen und Sänger, die sich nicht damit zufriedengeben, auf ihren CD-Projekten einfach einen Lieder- oder Arienabend akustisch zu speichern, sondern die Chance des Mediums ergreifen, die traditionellen Programmstrukturen zu überschreiten. Jetzt legt sie mit «Enigma» ein Album vor, das die Rätsel des Lebens...

Der Duft von Flieder

Die Wege zur Liebe sind, wie die Wege der Liebe selbst, häufig verschlungen. Auch bei Jean Anouilh, den wir vor allem als «Übersetzer» des antiken Antigone-Stoffes kennen. Sein Poem «Les Chemins de l’amour» beweist, wie gewandt der Dramatiker auf diesem Gebiet war, und so verwundert es wenig, dass Francis Poulenc die Verse zu einer Mélodie für Gesang und Klavier...