Die Partitur als Regiebuch
Marek Janowski ist in den sechziger Jahren im deutschen Stadttheater-System groß geworden. Über drei Jahrzehnte hat er an allen bedeutenden Bühnen der Welt gearbeitet. In den Neunzigern kehrte er ihnen im Zorn über den «Regiewahnsinn» den Rücken. Ganz konnte er als Theatermann und Wagner-Fan aber nicht von der Oper lassen. Mit konzertanten Aufführungen und Teilaufführungen «seiner» Sinfonieorchester zog er sich aus der Affäre: ein «Ring» in Paris, «Parsifal» in Monaco und Frankfurt.
Hatte nicht schon Wagner nach seinen missratenen Bayreuther Regie-Versuchen das «unsichtbare Theater» ersehnt? Nun geht Janowski zu Beginn seines achten Lebensjahrzehnts aufs Ganze. Alle zehn Bayreuther Werke will er bis 2013 mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester und dem Rundfunkchor Berlin in Musteraufführungen in der Berliner Philharmonie präsentieren.
Im Hause selbst spricht man von einem «Vermächtnis». Das niederländische Label
Pentatone Classics, eine Sezession dreier ehemaliger Philips-Manager, schneidet sämtliche Proben und die jeweils einmalige Aufführung mit und will die CDs zeitnah veröffentlichen. Die Finanzierung steht zu 99 Prozent. Die rund drei Millionen Euro, die die Aufführungen über das ...
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Opernwelt Januar 2011
Rubrik: Magazin, Seite 65
von Boris Kehrmann
«Adriana Lecouvreur» wurde 1902 in Mailand uraufgeführt, bevor sie zwei Jahre später in einer ersten Produktion an der Royal Opera Covent Garden zu erleben war. Die letzte dortige Aufführung vor David McVicars aktueller Neuproduktion datiert, man höre und staune, in das Jahr 1906 zurück. Überhaupt war «Adriana Lecouvreur», abgesehen von gelegentlichen Gastspielen...
Trotz vier großer Bühnen war die mediale Außenwirkung der Pariser Opernhäuser bislang bescheiden. Die Produktionen von Bastille-Oper, Châtelet und Opéra Comique wurden nur sporadisch auf DVD festgehalten. Das 2009 gegründete Label fRA Musica scheint das jetzt ändern zu wollen. Nach einem erfolgreichen Start vor einigen Monaten mit Purcells «Dido» folgten mit der...
Überraschen müsste nicht die späte Einsicht, die hier mitgeteilt und begründet wird. Überraschen müsste, dass es dazu so spät erst kommt. Immerhin liegt, worum es hier geht, schon mehr als hundert Jahre zurück, ohne dass es historisch verjährt wäre. Ob die Einsicht – falls sie denn überhaupt einleuchtet – zu heutigen Konsequenzen führen wird, bleibt abzuwarten....